Im Zug Biel Richtung Zürich sitzen eine junge Frau und ihr gegenüber ein Mann, wohl Mitte 30. Beiden zeigen dem Kondukteur ihr Generalabonnement. Der Journalist Werner de Schepper beschreibt knapp drei Wochen später die Fortsetzung: “«He, was soll das?» , ruft ihm (=dem Kondukteur) der Mann in bestem Solothurner Dialekt nach, «ich habe für dieses GA 3500 Franken bezahlt. Und Du schaust es nicht mal richtig an. Du nimmst mich nicht ernst. Was machst Du hier überhaupt? Geh zurück nach Afrika.» Der uniformierte SBB-Mann – Mitte 40, schwarze Hautfarbe – kehrt um, lächelt zuerst noch, will sich freundlich erklären, aber da steht der Mann mit dem GA schon auf und deckt ihn mit wüsten Beschimpfungen zu. Bei den Worten «Neger» und «Drecksafrikaner» versucht ihn die Frau gegenüber zu unterbrechen: «Wer ist hier wohl unanständig? Hören Sie bitte sofort auf.» Der Mann explodiert vollends, versucht gegen den Kondukteur handgreiflich zu werden. Dieser weicht erschrocken zurück. Und da passiert es. Drei Männer um die 60 tauchen plötzlich von hinten auf und stellen sich rettend zwischen dem wild um sich schlagenden Mann und dem Kondukteur. Der Zug fährt im Bahnhof Solothurn ein und hält. Mutig packen die drei älteren Männer – sie reden ebenfalls Mundart – den Querulanten mit dem GA und komplimentieren ihn furchtlos aus dem Zug.” De Schepper schildert dann weiter, dass der Kondukteur zurückgekommen sei und sich bei der Frau und den älteren Herren bedankt habe: “«Dass ich wegen meiner Hautfarbe beschimpft werde, kommt fast täglich vor. Aber dass ich tätlich angegriffen werde, habe ich noch nie erlebt. Auch nicht, dass man mir so beherzt zur Seite steht.”

08.2.2014
Wir helfen

Vorfall melden

Wurden Sie Zeug:innen eines rassistischen oder antisemitischen Vorfalls oder wurden Sie selbst rassistisch oder antisemitisch beleidigt oder angegriffen?

Ein Ausschnitt aus dem Flyer des Programms der Ringvorlesung. Darauf zu sehe ist das Logo der Universität Zürich sowie der Titel der Ringvorlesung: Antisemitismus.
05.09.2024

Ringvorlesung «Antisemitismus» der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien

Wann: Jeweils montags zwischen 18.15 bis 19.45 Uhr
Daten: 23.09./14.10./28.10/04.11/18.11./2.12./16.12.
Ort: Universität Zürich, Rämistrasse 71, Raum: KOH-B-10

Seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat der Begriff des Antisemitismus in öffentlichen Debatten wieder hörbar Eingang gefunden. Doch wird nicht nur mit Blick auf dieses Ereignis und seine Folgen über Antisemitismus diskutiert. Jüdische Menschen in der ganzen Welt sind seit dem Herbst 2023 vermehrt antisemitischen Anfeindungen in allen Formen ausgesetzt. Während Jüdinnen und Juden auf diese Weise unmittelbar von Antisemitismus betroffen sind, werden andere im öffentlichen Diskurs wiederum als antisemitisch bezeichnet, wenn sie beispielsweise eine «israelkritische» Stellung zur Lage in Nahost beziehen.

Antisemitismus ist kein neues Phänomen. Der Hass gegen jüdische Menschen blickt auf eine lange (Leidens-)Geschichte zurück, die nun wieder aktuell geworden ist. Die Ringvorlesung analysiert Begriff, Geschichte und Ausdrucksformen des Antisemitismus und lässt Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Gesellschaft zu Wort kommen, die historische Hintergründe, psychologische und rechtliche Dimensionen, ideologische und politische Erscheinungen sowie persönliche Erfahrungen vorstellen.

Die Ringvorlesung wird in Kooperation mit der Gamaraal Foundation veranstaltet (www.last-swiss-holocaust-survivors.ch).

Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen finden Sie im Veranstaltungsflyer.

 

Mehr erfahren
Ringvorlesung «Antisemitismus» der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien
Ringvorlesung «Antisemitismus» der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien
Ringvorlesung «Antisemitismus» der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien
Ringvorlesung «Antisemitismus» der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien
Ringvorlesung «Antisemitismus» der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien