2005_53

Ein 29jähriger Mann aus Burkina Faso will einen Freund treffen. Er schlendert zum Treffpunkt, ein besetztes Fabrikgelände, auf dem sich Hausbesetzern und Künstlern bewegen, aber auch illegale Drogen gehandelt werden. Er sei dann, so schildert der Mann später, von Polizisten unwirsch angehalten worden, seinen Ausweis zu zeigen. Obwohl er tut wie geheis­sen, befehlen ihm die Beamten, sich auf den Boden zu legen. Als er sich weigert, traktieren ihn die Polizisten mit Schlagstöcken und Fusstritten. Einer wirft ihn zu Boden, würgt ihn und brüllt: «Dreckiger Neger, wir werden dich umbringen!» Als der Mann seinen Widersacher in den Arm beisst, schlagen die Polizisten mit voller Wucht auf ihn ein, so dass ein Schlagstock in die Brüche geht. Dann schleppen sie ihn in den Polizeiwagen, beschimpfen ihn und schlagen seinen Kopf gegen die Scheibe. Erst auf der Wache hören sie auf. Ein Arzt diagnostiziert ein geborches Schlüsselbein. Der Verletzte erstattet Anzeige, doch die Polizisten bestreiten seine Darstellung. Die Genfer Behörden weigern sich, eine Untersuchung zu führen. Erst das Bundesgericht ordnet rund drei Jahre später eine Untersuchung an. Nach deren Abschluss stellt die Staatsanwaltschaft das Verfahren ein, ein Entscheid, den das Bundesgericht später bestätigt. Im Herbst 2013 verurteilt der Europäische Menschengerichtshof EGMR wegen einem Verstoss gegen das Folterverbot.