Bewaffnet mit Baseballschlägern, Ketten, Pfeffer- und Tränengassprays, überfallen Vermummte den von der Antifaschistischen Aktion Luzern veranstalteten Musikanlass «Festival für Völkerfreundschaft», schlagen die Musikanlagen und das Mobiliar zusammen (Sachschaden 11’000 Franken) und verletzen zehn Personen, davon einen Mann spitalreif. In den folgenden Wochen gestehen 56 Mitglieder der Schweizer Hammer-Skinheads den Überfall. Der Weinfelder Pascal Lobsiger, bereits hervorgetreten als Steinewerfer an der Blocher-Demo vom 23. September 1995 und als Chef der Aufbauorgansation (AO) der Schweizer Hammer-Skinheads, hatte in einem Aufruf («Heil Euch Kameraden») zu einem «Angriff aufs Niederdorf» geladen: «Alle Kameraden haben die Pflicht zu kommen, wer nicht erscheint, ist es nicht wert, sich ein Kämpfer für unsere Rasse zu nennen! P.S. Erscheint alle in Schwarz, mit Waffen und einem Tuch od. Sturmhaube! ». Kurzfristig wurde am Samstagabend das Hochdorfer «Festival für Völkerfreundschaft» als Angriffsziel bestimmt. Bei den Hausdurchsuchungen beschlagnahmen die Untersuchungsbehörden zahlreiche Waffen, Chemikalien zur Herstellung von Sprengstoff und Brandsätzen, dazu umfangreiches Propagandamaterial, so holocaust-leugnende Broschüren aus dem Verlag von Gaston-Armand Amaudruz, Neo-Nazi-Periodika aus Deutschland und den USA («NS-Kampfruf» der NSDAP-AO). Ende Mai 1996 verurteilt die Jugendanwaltschaft Uster einen ersten Tatbeteiligten, einen 17jährigen kaufmännischen Lehrling, wegen Beteiligung an einem Angriff und Hausfriedensbruch zu sechs Tagen Arbeitsleistung. Der Jugendanwalt ordnet auch die Einziehung und Vernichtung von beschlagnahmten Schriften rechtsextremen Inhalts an. Anfang November 1997 verurteilt das Kriminalgericht Luzern den Anführer Pascal Lobsiger zu zwölf Monaten Gefängnis bedingt. Weiter verurteilt das Gericht den 27jährigen Zürcher Metzger Hermann Legenstein zu 12 Monaten Gefängnis, bedingt auf vier Jahre. Legenstein hatte sich zusätzlich wegen mehrfacher Widerhandlung gegen die Rassismus-Strafnorm und weiterer Angriffe zu verantworten. Mit acht Monaten Gefängnis bedingt davon kommt der 24jährige Kaufmännische Angestellte Thomas Schneeberger, Mitbegründer der Nationalen Initiative Schweiz (NIS) und Aktivist der völkisch heidnischen Avalon Gemeinschaft, eines neonazistischen Diskussionszirkels. Der Staatsanwalt verlangt eine schriftliche Begründung des Urteils und tut damit den ersten Schritt zur Appelation. Das Obergericht Luzern verurteilt später sowohl Lobsiger wie auch Legenstein zu unbedingten Gefängnisstrafen von zwölf Monaten.

4.11.1995
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Ein Ausschnitt aus dem Flyer des Programms der Ringvorlesung. Darauf zu sehe ist das Logo der Universität Zürich sowie der Titel der Ringvorlesung: Antisemitismus.
05.09.2024

Ringvorlesung «Antisemitismus» der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien

Wann: Jeweils montags zwischen 18.15 bis 19.45 Uhr
Daten: 23.09./14.10./28.10/04.11/18.11./2.12./16.12.
Ort: Universität Zürich, Rämistrasse 71, Raum: KOH-B-10

Seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat der Begriff des Antisemitismus in öffentlichen Debatten wieder hörbar Eingang gefunden. Doch wird nicht nur mit Blick auf dieses Ereignis und seine Folgen über Antisemitismus diskutiert. Jüdische Menschen in der ganzen Welt sind seit dem Herbst 2023 vermehrt antisemitischen Anfeindungen in allen Formen ausgesetzt. Während Jüdinnen und Juden auf diese Weise unmittelbar von Antisemitismus betroffen sind, werden andere im öffentlichen Diskurs wiederum als antisemitisch bezeichnet, wenn sie beispielsweise eine «israelkritische» Stellung zur Lage in Nahost beziehen.

Antisemitismus ist kein neues Phänomen. Der Hass gegen jüdische Menschen blickt auf eine lange (Leidens-)Geschichte zurück, die nun wieder aktuell geworden ist. Die Ringvorlesung analysiert Begriff, Geschichte und Ausdrucksformen des Antisemitismus und lässt Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Gesellschaft zu Wort kommen, die historische Hintergründe, psychologische und rechtliche Dimensionen, ideologische und politische Erscheinungen sowie persönliche Erfahrungen vorstellen.

Die Ringvorlesung wird in Kooperation mit der Gamaraal Foundation veranstaltet (www.last-swiss-holocaust-survivors.ch).

Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen finden Sie im Veranstaltungsflyer.

 

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Ringvorlesung «Antisemitismus» der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien
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