Goj

Weitere Begriffe zum Thema Judentum:

Das Wort Goj (plural: Gojim) stammt aus dem Hebräischen und bedeutet «Nation, Volk». Es wurde ins Jiddische übernommen und seither in der jüdischen Diaspora meist abwertend als Bezeichnung für Nichtjud:innen verwendet. Das Adjektiv zu Goj heisst gojisch, die weibliche Form von Goj ist Gojete oder Goje.

In der hebräischen Bibel werden Völker und Nationen als Gojim bezeichnet – auch die Israelit:innen, wenn sie als ein Volk unter vielen genannt werden [z.B. Gen. 12:2, 18:18; 35:11]. Der Begriff Goj wird – im Gegensatz zum hebräischen Synonym «Am» (= Volk) – immer dort verwendet, wo wir heute von einer «Nation» sprechen würden: verbunden mit einem Territorium und in einer spezifischen politischen Einheit. In seiner Eigenschaft als heiliges und «auserwähltes» Volk wird Israel in der hebräischen Bibel «Am Jisrael» (und nicht: Goj Jisrael) genannt – mit einer einzigen Ausnahme [Exodus 19:6: «Ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk (= Goj kadosch) sein»], in der die politische Verfasstheit des heiligen Volkes (Königreich) bezeichnet wird.

Die Beziehung zwischen Jud:innen und Nichtjud:innen aus jüdischer Sicht wurde zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich konzipiert – immer auch in Abhängigkeit von der historischen und geografischen Lage. In der biblischen Epoche ging es vornehmlich um den Status und die Beziehung der israelitischen Mehrheit zu Nichtjud:innen, die unter den Israelit:innen lebten, oder um die Abgrenzung von dem «Götzendienertum» der umgebenden Völker. In talmudischer Zeit (3. bis 7. Jhd.) wurde die Abgrenzung zu den Anderen tendenziell verfestigt; im Talmud finden sich – unter anderem – auch viele diskriminierende Aussagen und Richtlinien. In den frühmittelalterlichen Kommentaren zum Talmud («Tossafot») haben rabbinische Autoritäten die Beziehungen wieder toleranter und offener interpretiert und damit den damaligen Lebensbedingungen der (aschkenasischen) jüdischen Gemeinschaften – den geschäftlichen und nachbarschaftlichen Kontakten mit der nicht jüdischen Umwelt – Rechnung getragen.

Im heutigen Gebrauch ist ein Goj:ete ein: «Andere:r», der:die nicht zu «uns» (den Jud:innen) gehört – das kann durchaus auch ein:e Jud:in sein, der sich «wie ein:e Goj:ete benimmt», also die Gesetze nicht einhält. Im Alltagsgebrauch hat «Goj:ete» und «goijisch» eine abwertende Bedeutung, was auch mit dem Antisemitismus und der von Nichtjud:innen erfahrenen Abwertung zusammenhängt.

Als es noch keine entsprechenden technologischen Hilfsmittel gab, haben nicht jüdische Dienstbot:innen und Nachbar:innen am Schabbat in jüdischen Haushalten Hilfsleistungen erbracht, die den Jud:innen verboten waren, zum Beispiel den Ofen wieder angefacht, wenn er drohte auszugehen, oder die Lichter gelöscht. Sie wurden Schabbesgoj:ete genannt und diese Bezeichnung beinhaltete keine Abwertung. Es gibt aber zahlreiche Verwendungen des Wortes Goj:ete, die eine wertende Abgrenzung zwischen «Jüdischem» und «Nichtjüdischem» vornehmen: Unterhaltungen und Vergnügungen (Sport, weltliche Kultur), die vom Thorastudium ablenken, werden mit deutlich negativem Unterton «gojische Naches» genannt, der Ausdruck «gojischer Kopp» bezeichnet Unwissenheit und Dummheit (im Gegensatz zum «jiddischen Kopp»). Was heute als «gojisch» und was als «jüdisch» wahrgenommen wird, hängt vom jeweiligen Sprecher ab: Nimmt das Judentum für die einen eine abgegrenzte und vom Rest der Gesellschaft gesonderte (und moralisch höhere) Stellung ein, ist die jüdische Religion für andere eine spezifische Ausformung und Tradition der sie umgebenden Gesellschaft. Hier gestalten sich die Grenzen zwischen «jüdisch» und «gojisch» fliessend.

Siehe auch die Einträge Aschkenasimauserwähltes VolkVolk/ völkischTalmud.

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2015

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13.12.2023

«Nicht bei uns! Gegen Rassismus und Antisemitismus»

Die Kampagne startet mit Strassenplakaten ab dem 11. Dezember und dauert bis Ende Januar 2024. Dazu werden nebst klassischen Plakaten zusätzlich die grossen Anzeigetafeln in Bahnhöfen, kleine Displays im öffentlichen Verkehr und weiteren Orten bespielt.

In sozialen Medien, insbesondere Instagram, sowie in Printmedien wird die Kampagne ebenfalls zu sehen sein.

Hier geht es zu mehr Infos über die Kampagne und den Plakaten als Download.

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