Altes / Neues Testament

Weitere Begriffe zum Thema Judentum:

Die christliche Bibel besteht aus dem Alten Testament und dem Neuen Testament. Die jüdische Bibel, bestehend aus den fünf Büchern Mose, den Büchern der Propheten und poetischen Werken, wurde im Christentum als «Altes Testament» mit einigen Ergänzungen übernommen. Das «Neue Testament» ist eine Sammlung von 27 unterschiedlichen Schriften, die im Zeitraum von 50 bis etwa 130 n. Chr. entstanden.

Der Name Altes Testament für die hebräische Bibel wurde erstmals im zweiten Brief an die urchristliche Gemeinde der Korinther:innen (2. Kor 3,14) verwendet. Das Wort «Testament» beruhte dabei auf einer ungenauen Übersetzung der hebräischen Texte ins Griechische im 3. Jhd. v. Chr. (in der sogenannten «Septuaginta») und später ins Lateinische im 4. Jhd. n. Chr. («Vulgata»). Das hebräische Wort «Brith» (= Bund) wurde mit dem griechischen «diathaekae» (= letzte Willenserklärung) und später mit dem lateinischen Begriff «testamentum» (= Testament) übersetzt. In den deutschen Sprachgebrauch kamen die Begriffe Altes und Neues Testament durch die Bibelübersetzung Luthers im Jahre 1534.

Für das Christentum hat sich der Bund Israels mit Gott im Neuen Bund Gottes mit der Menschheit durch das Leben und Sterben Jesus Christus bekräftigt und erfüllt. Die christliche Religion übernahm daher die jüdische Bibel (den «Alten Bund») als Altes Testament und ergänzte sie mit dem Neuen Testament (dem «Neuen Bund»). Das Neue Testament besteht aus den vier Evangelien, den Apostelgeschichten, Briefliteratur sowie der Offenbarung des Johannes. Seine endgültige Fassung wurde um 400 n. Chr. festgelegt.

Obwohl – oder gerade weil – das Christentum auf dem jüdischen Fundament aufbaute, wurden Jud:innen und ihre Lehre im Antijudaismus der katholischen und der protestantischen Kirche abgewertet und ihre Verfolgung gerechtfertigt. Erst im Zweiten Vatikanischen Konzil 1962-1965 (im Katholizismus) und den Kirchentagen der frühen 1960er Jahre (in den evangelischen Kirchen) fand eine Neubewertung des Judentums statt. Moderne Theolog:innen kritisierten im Zuge des jüdisch-christlichen Dialogs in der Folge den Begriff Altes Testament, weil das Adjektiv «alt» die Bedeutung von «überholt» und «veraltet» mittransportiere und schlugen stattdessen Erstes Testament oder Hebräische Bibel vor. Diese Sprachregelung hat sich aber nur in progressiven Kreisen durchgesetzt.

Im Judentum gibt es den Begriff Altes Testament nicht. Die hebräische Bibel heisst «Tanach» und setzt sich aus den drei Teilen «Thora» (= Lehre), «Nevi’im» (= Propheten) und «Ketuvim» (= Schriften) zusammen. Ihre endgültige Fassung erhielt es um 100 n. Chr. Das Neue Testament heisst auf Hebräisch «Brith HaChadascha» (= «Neuer Bund»).

Im Islam wurden die jüdische und die christliche Bibel als heilige Schriften nicht als Ganzes übernommen. Der Koran erzählt aber einzelne Inhalte der hebräischen Bibel und des Neuen Testamentes in veränderter Form nach. Muslim:as beziehen sich auf Abraham als Stammvater und anerkennen sowohl Moses als auch Jesus als Propheten. Im Gegensatz zu «Ungläubigen» gelten Jud:innen und Christ:innen im Islam als «Völker des Buches».

Siehe auch die Einträge ThoraAntijudaismusKoran.

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2015

Glossar
Wir helfen

Vorfall melden

Wurden Sie Zeug:innen eines rassistischen oder antisemitischen Vorfalls oder wurden Sie selbst rassistisch oder antisemitisch beleidigt oder angegriffen?

24.03.2025

Lesung und Gespräch zu «Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen.»

Am 8. Mai 2025 sprechen Judith Coffey und Vivien Laumann im Zollhaus Zürich über ihr Buch «Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen».

Im Buch loten die Autorinnen das Verhältnis von Jüdischsein und weiss-Sein aus und gehen der spezifischen Unsichtbarkeit von Juden:Jüdinnen in der Mehrheitsgesellschaft nach. In Anlehnung an das Konzept der Heteronormativität erlaubt «Gojnormativität», Dominanzverhältnisse in der Gesellschaft zu befragen und so ein anderes Sprechen über Antisemitismus zu etablieren.

Das Buch ist eine Aufforderung zu einem bedingungslosen Einbeziehen von Juden:Jüdinnen in intersektionale Diskurse und Politiken und zugleich ein engagiertes Plädoyer für solidarische Bündnisse und Allianzen.

Wann: 8. Mai 2025 um 19:00 Uhr
Wo: Zollhaus Zürich / online mit Livestream
Sprache: Deutsch und Verdolmetschung in Gebärdensprache (auf Anfrage)
Moderation: Prof. Dr. Amir Dziri
In Kooperation mit: ZIID und feministisch*komplex

>>Tickets kaufen: ZIID Zürcher Institut für interreligiösen Dialog
>>Flyer herunterladen

Mehr erfahren
Lesung und Gespräch zu «Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen.»
Lesung und Gespräch zu «Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen.»
Lesung und Gespräch zu «Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen.»
Lesung und Gespräch zu «Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen.»
Lesung und Gespräch zu «Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen.»