Mauscheln

«Mauschel» war vom 17. Jahrhundert an der antijüdische Spottname für eine:n Jud:in (abgeleitet vom Namen Moische = Moses). «Mauscheln» bedeutete zuerst abfällig die undeutliche Art, wie ein:e «Mauschel:in» spricht – gemeint war die jiddische Sprache. Daraus entwickelte sich als zweite Bedeutung für «Mauscheln»: «wie ein Schacherjude handeln», also betrügen. Dieses unsaubere Geschäft «nach Judenart» nannte man dann «Mauschelei».

Wo man im Schweizerdeutschen für unseriöses Geschäftsgebaren von «mischeln» und «Gemischel» redet, da schreiben viele Medienschaffende von «mauscheln» und «Gemauschel». Häufig glauben sie, damit ein jiddisch-hebräisches Wort wie meschugge, Mischpoche oder Chuzpe zu verwenden. Doch das Gegenteil ist der Fall: «Mauscheln» ist nicht jiddisch, sondern eine Wortprägung der Antisemit:innen und war gegen die Jud:innen gerichtet.

Das Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm erklärt «Mauschel:in» als «Spottname für einen Juden, weitergebildet aus dem jüdischen Namen Moses, in jüdisch-deutscher Aussprache Mausche oder Môsche». «Mauscheln» bezeichnete – ebenso verspottend – die Art und Weise, wie diese aschkenasischen Jud:innen sprachen, nämlich das Jüdischdeutsch oder Jiddische. Und weil die Antisemiten den Jud:innen unsaubere Wuchergeschäfte vorwarfen, wurde «Mauschelei» bereits im 18. Jahrhundert zur Bezeichnung «für das Gebaren als Schacherjude, im Handeln oder Sprechen» (Grimm-Wörterbuch).

«Mauscheln» hatte sich im 19. Jahrhundert in der deutschen Sprache derart eingebürgert, dass auch der emanzipierte jüdische Schriftsteller Heinrich Heine (1797-1856) das Wort verwendet – allerdings im Wissen um dessen Herkunft. In seinen «Reisebildern» schildert er 1822 das Elend der polnischen Jud:innen: «Dennoch wurde der Ekel bald verdrängt von Mitleid, nachdem ich den Zustand dieser Menschen näher betrachtete, und die schweinestallartigen Löcher sah, worin sie wohnen, mauscheln, beten, schachern und – elend sind. Ihre Sprache ist ein mit Hebräisch durchwirktes, und mit Polnisch fassoniertes Deutsch.»

Und 1840 beschreibt Heine in seinem Buch «Über Ludwig Börne» einen Besuch in Frankfurt: «Von der Ecke der Schnurgasse bis zur Börse mussten wir uns durchdrängen; hier fliesst die goldene Ader der Stadt, hier versammelt sich der edle Handelsstand und schachert und mauschelt (…) Was wir nämlich in Norddeutschland Mauscheln nennen, ist nichts anders als die eigentliche Frankfurter Landessprache, und sie wird von der unbeschnittenen Population ebenso vortrefflich gesprochen, wie von der beschnittenen.»

Siehe auch die Stichworte Jiddisch und Aschkenase.

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2015

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