Niqab

Niqab (arab. niqāb) und Burka (arab. burqu’) sind zwei Begriffe, die oft miteinander verwechselt werden. Beide bezeichnen eine Form von Schleier, den manche muslimische Frauen tragen, um ihr Gesicht und ihren Körper zu bedecken.

Hijab (arab. ḥiǧāb) kann als übergeordneter Begriff verstanden werden, der nicht nur ein Kopftuch bezeichnet, sondern im Koran verschiedene Formen von Vorhang oder Trennmöglichkeiten beschreibt, während Niqab und Burka zwei spezifische Begriffe sind, die die Verhüllung des Gesichts und Körpers einer Frau bedeuten. Am häufigsten wird in westlicher Sekundärliteratur auf den Koranvers 24, 31 verwiesen, der die Frauen anweise, die Blicke niederzuschlagen und ein Tuch oder ein Teil ihres Gewands über ihre Brust zu ziehen. Dieser Vers dient in islamische Quellen oft als Begründung, für die weibliche Bedeckung; nur für wenige Autor:innen umfasst der zu bedeckende Schambereich (arab. ʿawra) auch das Gesicht.

Bei beiden Schleierarten handelt es sich um eine Form des Bedeckens aus undurchsichtigem Tuch, das entweder ganz über das Haupt gelegt wird, über Haare und Gesicht fällt oder über das Haupt und Gesicht, mit einem Sehspalt für die Augen, gelegt wird. Es handelt sich bei dem Niqab um «ein frei herabhängendes Stück Stoff, das um den Kopf gebunden wird und das Gesicht unterhalb der Augen bedeckt» und auf den Wangen aufliegt. Mit zwei Bändern kann das Niqab-Tuch hinter dem Kopf oder unterhalb der Augen befestigt werden. Bei der Burka handelt es sich um einen den ganzen Kopf und Körper bedeckenden Umhang, der Gesicht und Körper vollständig verhüllt. Vor den Augen befindet sich ein Netz oder feinmaschiges Stoffgitter.

Während die Verwendung der Bezeichnung Burka schon im Vorislam (also vor Lebzeiten des Propheten Mohammeds im 6. Jahrhundert, der als Begründer des Islams gilt) belegt ist, findet sich die Verwendung des Begriffs Niqab nicht in der vorislamischen Dichtung und kommt erst ab dem zweiten islamischen Jahrhundert häufiger vor. Der Niqab wird heute vor allem in Saudi-Arabien, den Golfstaaten, Katar, aber auch im Jemen, Syrien, Irak, Jordanien sowie als religiöses Statement vereinzelt auch in nordafrikanischen Ländern von einer Minderheit getragen. Die Burka ist besonders in den von Taliban beherrschten Gebieten in Afghanistan und Pakistan verbreitet und gehörte in frühislamischer Zeit zur Tracht der Beduinenfrauen einiger Stämme Zentralarabiens.

Die Existenz der Gesichtsbedeckungen lässt sich bis in die vorislamische Zeit zurückverfolgen und findet sich vor allem in den Städten wie beispielsweise Mekka. Auf der Arabischen Halbinsel lebten aber grösstenteils Beduinenstämme, die viel seltener eine Kopfbedeckung trugen, da die Schleierpraxis ein städtisches Phänomen war. Früher war die Kopfbedeckung ein Statuszeichen oder schmückendes Element der Frau, das ihre höhere soziale Stellung anzeigte. Sklavinnen, Dirnen und Dienerinnen durften keinen Schleier tragen. In jener Zeit gab es vielfältige Erscheinungsformen der Kopfbedeckungen, die auf unterschiedlichen Tragarten oder regionalen Formunterschieden basierten.

Wichtig zu erwähnen ist, dass Schleierformen auf modischer und sittlich-religiöser Ebene Schwankungen ausgesetzt waren. In einigen vom Islam eroberten Gebieten setzten sich Kopfbedeckungen erst mit der Zeit durch. Welche Schleierform getragen wird, verändert sich auch innerhalb eines Gebietes bis in die heutige Zeit immer wieder.

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2021, unter Mitarbeit von Anaïs Steiner, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Zentrums für Jüdische Studien in Basel.

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24.03.2025

Lesung und Gespräch zu «Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen.»

Am 8. Mai 2025 sprechen Judith Coffey und Vivien Laumann im Zollhaus Zürich über ihr Buch «Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen».

Im Buch loten die Autorinnen das Verhältnis von Jüdischsein und weiss-Sein aus und gehen der spezifischen Unsichtbarkeit von Juden:Jüdinnen in der Mehrheitsgesellschaft nach. In Anlehnung an das Konzept der Heteronormativität erlaubt «Gojnormativität», Dominanzverhältnisse in der Gesellschaft zu befragen und so ein anderes Sprechen über Antisemitismus zu etablieren.

Das Buch ist eine Aufforderung zu einem bedingungslosen Einbeziehen von Juden:Jüdinnen in intersektionale Diskurse und Politiken und zugleich ein engagiertes Plädoyer für solidarische Bündnisse und Allianzen.

Wann: 8. Mai 2025 um 19:00 Uhr
Wo: Zollhaus Zürich / online mit Livestream
Sprache: Deutsch und Verdolmetschung in Gebärdensprache (auf Anfrage)
Moderation: Prof. Dr. Amir Dziri
In Kooperation mit: ZIID und feministisch*komplex

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