Nationalsozialismus

Nationalsozialismus nannte sich die radikal antisemitische, antidemokratische und antikommunistische Bewegung um Adolf Hitler, der sie 1920 als Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) formierte.  Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler deutscher Reichskanzler und baute seine Herrschaft rasch zum totalitären Führerstaat («Drittes Reich») aus, der 1939 den Zweiten Weltkrieg begann und ab 1941 den Völkermord an sechs Millionen europäischen Jud:innen beging. Die Herrschaft des Nationalsozialismus endete mit Deutschlands Kapitulation am 8. Mai 1945.

Der Nationalsozialismus entstand in der unruhigen Zeit nach dem Ersten Weltkrieg in München. Dort wurde Anfang 1919 die Deutschen Arbeiterpartei (DAP) gegründet, eine von mehreren kleinen antisemitischen Rechtsgruppierungen. Im September 1919 trat Adolf Hitler der DAP bei und wurde ihr Propagandachef. 1920 änderte die Partei ihren Namen in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP); im Jahr darauf wurde Hitler Parteivorsitzender. Nach dem Vorbild von Mussolinis Marsch auf Rom (1922), wollte die NSDAP im November 1923 die Macht in München erringen. Der Putsch scheiterte, und Hitler wurde wegen Hochverrats verurteilt. In der Festungshaft schrieb er seine autobiografisch-programmatische Schrift «Mein Kampf», die zur ideologischen Grundlage des Nationalsozialismus wurde. Nach seiner vorzeitigen Entlassung organisierte Hitler die Partei neu. Nach wechselhaften Jahren war die NSDAP schliesslich so mächtig geworden, dass Reichspräsident Hindenburg am 30. Januar 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannte. Damit begann die Herrschaft des Nationalsozialismus in Deutschland, die Hitler und seine NSDAP rasch zu einem totalitären Führerstaat umformten, den sie «Drittes Reich» nannten.

Besonders in den ersten zehn Jahren orientierte sich die NSDAP stark am italienischen Faschismus, der bereits 1922 an die Macht gekommen war. Ideologische Gemeinsamkeiten waren unter anderem der auf eine Führerfigur ausgerichtete Einparteienstaat, die rücksichtslose Gewaltanwendung zur Durchsetzung des Machtanspruchs, die militaristische Kommandostruktur in Staat und Gesellschaft, die totale Erfassung der Gesellschaft mit Terror und Propaganda, die sozialdarwinistische Überhöhung des eigenen Volkes, verbunden mit der rassistischen Abwertung anderer Völker und der Drang zu imperialen Eroberungskriegen. Wegen dieser Gemeinsamkeiten blieb der – historisch ältere – Faschismus auch nach dem Zweiten Weltkrieg in der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskussion der Oberbegriff dieser Herrschaftsform. Der Nationalsozialismus, der weit grössere Verheerungen angerichtet hatte, wird als besonders aggressive Erscheinungsform des Faschismus betrachtet.

Eine Besonderheit des Nationalsozialismus ist sein auf Vernichtung ausgerichteter Antisemitismus. Wohl besass auch der  italienische Faschismus rassistische Züge, doch im Nationalsozialismus stand die Judenfeindschaft im Zentrum der Ideologie. Und der Völkermord unter der Bezeichnung «Endlösung der Judenfrage» hatte für das Dritte Reich bis kurz vor seinem Zusammenbruch Vorrang vor allen anderen Kriegszielen. Einen Völkermord beging das NS-Regime auch an 220’000 bis 500’000 Sinti:zze und Rom:nia, die es wie Jud:innen als «Untermenschen» einstufte. Eine ähnliche auf Eliminierung abzielende Radikalität zeigte der Nationalsozialismus in der Massentötung von etwa 200’000 Menschen mit Behinderung, die nach der herrschenden Ideologie als «lebensunwert» galten.

Siehe auch die Stichworte FaschismusNeonazi / NeofaschistGenozidEndlösungHolocaustShoahPorajmos und Konzentrationslager.

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2015

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20.11.2024

Fischhof-Preis prämiert zwei Politiker:innen und eine Aktivistin

Bei der diesjährigen Verleihung des Fischhof-Preises wurden erstmals drei Persönlichkeiten gleichzeitig für ihren Einsatz gegen Rassismus und Antisemitismus ausgezeichnet. Die Preisträger:innen sind alt SP-Nationalrat Angelo Barrile, Mitte-Ständerätin Marianne Binder-Keller und Theologin Nicola Neider Ammann. Im Gespräch mit Moderator David Karasek reflektierten sie über ihre Arbeit, ihre Motivation sowie ihre Sorgen und Ängste – doch auch über ihre Hoffnungen, die trotz aller Herausforderungen spürbar waren.  

Alt Bundesrat Moritz Leuenberger sprach ebenfalls mit David Karasek und fragte selbstkritisch: «Bin ich vielleicht selbst antisemitisch, ohne es zu merken?» Er machte darauf aufmerksam, wie tief Rassismus und Antisemitismus in der Gesellschaft verankert sind und wie selten diese Mechanismen hinterfragt werden. Bewegende Laudationen von SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf, alt SIG-Präsident Herbert Winter und alt Grünen-Nationalrätin Cécile Bühlmann würdigten die Leistungen der Preisträger:innen eindrücklich. 

Der Fischhof-Preis setzt auch 2024 ein starkes Zeichen gegen Diskriminierungen aller Art und bietet ein Gegennarrativ zu den Stimmen, die behaupten, das «Böse» sei unaufhaltsam. Die GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus und die GMS Gesellschaft Minderheiten in der Schweiz vergeben den Fischhof-Preis, um denjenigen Personen eine Bühne zu geben, die sich für Gerechtigkeit, Demokratie und Inklusion einsetzen.

Eine fotografische Rückschau finden Sie hier.

Foto: Alain Picard

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