KZ / Konzentrationslager

Konzentrationslager – auch KZ genannt – sind meist primitiv eingerichtete, militärisch bewachte Lager, in denen eine grosse Anzahl politischer Gefangener eingesperrt sind. Erste KZ gab es bereits im 19. Jahrhundert. Doch erst die Gefangenenlager in der Sowjetunion und im nationalsozialistischen Deutschland prägten den Begriff des Konzentrationslagers. Eine letzte Steigerung der KZ waren die Vernichtungslager, in denen die Nationalsozialist:innen ab 1941 den Völkermord an den Jud:innen begingen.

Die Vorläufer des Konzentrationslagers entstanden im 19. Jahrhundert in den USA als Lager, in denen indigene Völker Nordamerikas eingesperrt wurden. Im amerikanischen Bürgerkrieg wies das Gefangenenlager Camp Sumter der Südstaaten in Andersonville (Georgia) bereits alle Züge eines Konzentrationslagers auf. In den Jahren 1864/65 starb dort knapp ein Drittel aller Gefangenen an Unterernährung und Krankheiten. Der in Zürich geborene Lagerkommandant, Henry Wirz, wurde 1865 als Kriegsverbrecher gehängt. Im kubanischen Unabhängigkeitskrieg richtete der spanische General Weyler 1896 Campos de Reconcentratión ein, in denen die Zivilbevölkerung gefangen gehalten wurde, um sie von den Aufständischen zu isolieren. Das Gleiche tat 1901 in Südafrika der britische Oberbefehlshaber Lord Kitchner im Krieg gegen die Bur:innen; diese Lager wurden Concentration Camps genannt.

In Russland knüpften die Bolschewist:innen an das Strafsystem der Zarenzeit an, die Verbrecher:innen und politische Gegner:innen in sibirische Arbeitslager verbannte. Bereits kurz nach der Oktoberrevolution entstanden 1918 erste Internierungslager für «Konterrevolutionäre». Daraus entwickelte sich nach 1929 unter der Herrschaft von Stalin ein weitverzweigtes System von Zwangsarbeiter- und Straflagern, das unter dem Namen Gulag (Abkürzung für «Hauptverwaltung der Besserungsarbeitslager») bekannt wurde.

Die Nationalsozialist:innen nahmen gleich nach ihrer Machtergreifung Tausende von politischen Gegner:innen fest und hielten sie in improvisierten «Schutzhaftlagern» gefangen. Am 20. März 1933 liess SS-Führer Heinrich Himmler auf dem Areal einer ehemaligen Pulverfabrik bei Dachau das erste – auch so bezeichnete – Konzentrationslager einrichten. In den Lagern – abgekürzt zunächst KL und ab 1940 KZ genannt – sperrten die Nationalsozialist:innen nicht nur politische Gegner:innen, sondern auch Menschen, die sie als «volksschädigende Elemente» und «Asoziale» bezeichneten: Verbrecher:innen, Menschen ohne festen Wohnsitz, Homosexuelle, Bibelforscher:innen (Zeugen Jehovas) und immer häufiger Jud:nnen und «Z*******» (Sinti:zze und Rom:nja).  Bei Kriegsbeginn 1939 betrug die Zahl der Lagerhäftlinge rund 25’000. Der Krieg brachte ab 1941 einen sprunghaften Anstieg der Lagerinsassen (1942: 100’000; Januar 1945: 715’000). Harte Arbeit, Überbelegung, Hunger, schlechte Versorgung und ein grausames Strafregime sorgten dafür, dass die Sterblichkeit sehr hoch war.

Nachdem die NS-Führung 1941 entschieden hatte, alle Jud:innen zu töten, wurde im Dezember 1941 mit dem Lager Chelmno (Kulmhof) bei Lodz das erste Vernichtungslager in Betrieb genommen, in dem Jud:innen in Gaskammern umgebracht wurden. Weitere Vernichtungslager entstanden in Auschwitz, Maidanek, Belcec, Sobibor und Treblinka. In diesen industriellen Tötungsmaschinen starben bis zum Kriegsende über vier Millionen Jud:innen und etwa 20’000 Sinti:ze und Rom:nja (von insgesamt 220’000 bis 500’000 ermordeten «Z*******»).

 

Siehe auch die Stichworte EndlösungGenozidHolocaustShoah und Porajmos.

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2015

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24.03.2025

Lesung und Gespräch zu «Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen.»

Am 8. Mai 2025 sprechen Judith Coffey und Vivien Laumann im Zollhaus Zürich über ihr Buch «Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen».

Im Buch loten die Autorinnen das Verhältnis von Jüdischsein und weiss-Sein aus und gehen der spezifischen Unsichtbarkeit von Juden:Jüdinnen in der Mehrheitsgesellschaft nach. In Anlehnung an das Konzept der Heteronormativität erlaubt «Gojnormativität», Dominanzverhältnisse in der Gesellschaft zu befragen und so ein anderes Sprechen über Antisemitismus zu etablieren.

Das Buch ist eine Aufforderung zu einem bedingungslosen Einbeziehen von Juden:Jüdinnen in intersektionale Diskurse und Politiken und zugleich ein engagiertes Plädoyer für solidarische Bündnisse und Allianzen.

Wann: 8. Mai 2025 um 19:00 Uhr
Wo: Zollhaus Zürich / online mit Livestream
Sprache: Deutsch und Verdolmetschung in Gebärdensprache (auf Anfrage)
Moderation: Prof. Dr. Amir Dziri
In Kooperation mit: ZIID und feministisch*komplex

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