Koscher

Weitere Begriffe zum Thema Judentum:

Das hebräische Wort kascher bedeutet «einwandfrei, unbedenklich, tauglich». Koscher ist die aschkenasische Aussprache des Wortes. Es bezeichnet Speisen, die nach den jüdischen Speisegesetzen zum Verzehr geeignet sind und die nach Vorschrift zubereitet wurden.

Kascher erscheint in der hebräischen Bibel dreimal (Esther 8:5, Eccles. [Kohelet] 10:10. 11:6) als Bezeichnung für korrekte Sachverhalte. In der rabbinischen Literatur werden mit kascher einwandfreie Objekte bezeichnet, die für den rituellen Gebrauch geeignet sind. Koscher wird in erster Linie im Zusammenhang mit Speisen verwendet. Nach den jüdischen Speisegesetzen sind nur bestimmte Tiere zum Verzehr erlaubt: alle Fische, die Flossen und Schuppen haben, alle Vögel mit Ausnahme von Raubvögeln und Aasfressern sowie alle wiederkäuenden Säugetiere mit gespaltenen Klauen. Sie müssen einwandfrei gesund sein, dürfen also nicht geschossen oder betäubt werden. Koscheres Vieh und Geflügel muss zudem auf eine rituelle Art geschlachtet («geschächtet») werden, um koscher zu bleiben. Das Schächten ermöglicht das völlige Ausbluten des Tieres: der Konsum von Blut ist im Judentum verboten. Letzteres gilt auch im Islam; der entsprechende Begriff ist dort «halal».

Milchprodukte sind nur koscher, wenn sie von erlaubten Säugetieren stammen. Als nicht koscher («unkoscher» oder «trëife») gilt zudem der gleichzeitige Verzehr von Fleischprodukten («fleischigen» Speisen: Fleisch und Geflügel) und Milchprodukten («milchigen» Speisen: Butter, Käse, Rahm). Alle anderen Lebensmittel (Fisch, Gemüse, Obst, Getreide) sind neutral und können sowohl mit Fleisch- wie auch mit Milchprodukten zusammen gegessen werden. Für fleischige und milchige Speisen werden in koscheren Haushalten zweierlei Kochutensilien und Tischgedecke verwendet.

Weil viele heutige Lebensmittel vorgefertigt und aus verschiedenen Elementen zusammengesetzt sind, werden koschere Produkte von rabbinischen Institutionen zertifiziert, was umgangssprachlich heisst: mit einem «Koscherstempel» versehen. Manche jüdische Gemeinden veröffentlichen eine Koscherliste, auf der (nicht-tierische) Produkte der normalen Supermärkte aufgeführt sind, die keine unkoscheren Bestandteile aufweisen. Jud:innen folgen diesen Speisegesetzen in unterschiedlichen Graden. Ultraorthodoxe und Orthodoxe essen nur zuhause oder in koscheren Restaurants und je nach Ausrichtung nur Produkte mit bestimmter Zertifizierung; weniger streng Praktizierende führen einen koscheren Haushalt und essen auswärts vegetarisch. Viele säkulare, aber traditionell Ausgerichtete essen auch unkoscher, verzichten aber zum Beispiel auf Schweinefleisch, Meeresfrüchte oder andere verbotene Arten. Sinn und Ursprung der Speisegesetze sind nicht geklärt und werden in der rabbinischen Literatur ausgiebig diskutiert. Einige Gelehrte führen Konzepte wie «Reinheit» und «Heiligkeit» als Motiv für die Speisegesetze an, andere Gründe der Disziplinierung oder Hygiene.

In der deutschen Umgangssprache bedeutet koscher, «dass etwas oder jemand in Ordnung» (Duden 2003) ist. Diese Verwendung ist seit dem 18. Jahrhundert bezeugt: «Kauscher» bedeutete in der Studentensprache «mit rechten Dingen zugehend». Das Grimm’sche Wörterbuch von 1873 erläutert: «Kauscher […] ist … in die allgemeine Sprache übergegangen, durch ganz Deutschland verbreitet, besonders nicht kauscher, nicht richtig, nicht geheuer…». Heute ergibt eine kurze Suche nach koscher im Internet zum Beispiel: «Die Situation eines Gerhard Schröder erscheint einem auch nicht ganz koscher», «Che war in Moskaus Augen nicht koscher» oder im Zusammenhang mit dem Überqueren eines Bahnüberganges bei blinkendem Warnlicht: «Koscher ist das nicht, und auch nicht ganz billig».

Siehe auch den Eintrag Halal.

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2015

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20.11.2024

Fischhof-Preis prämiert zwei Politiker:innen und eine Aktivistin

Bei der diesjährigen Verleihung des Fischhof-Preises wurden erstmals drei Persönlichkeiten gleichzeitig für ihren Einsatz gegen Rassismus und Antisemitismus ausgezeichnet. Die Preisträger:innen sind alt SP-Nationalrat Angelo Barrile, Mitte-Ständerätin Marianne Binder-Keller und Theologin Nicola Neider Ammann. Im Gespräch mit Moderator David Karasek reflektierten sie über ihre Arbeit, ihre Motivation sowie ihre Sorgen und Ängste – doch auch über ihre Hoffnungen, die trotz aller Herausforderungen spürbar waren.  

Alt Bundesrat Moritz Leuenberger sprach ebenfalls mit David Karasek und fragte selbstkritisch: «Bin ich vielleicht selbst antisemitisch, ohne es zu merken?» Er machte darauf aufmerksam, wie tief Rassismus und Antisemitismus in der Gesellschaft verankert sind und wie selten diese Mechanismen hinterfragt werden. Bewegende Laudationen von SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf, alt SIG-Präsident Herbert Winter und alt Grünen-Nationalrätin Cécile Bühlmann würdigten die Leistungen der Preisträger:innen eindrücklich. 

Der Fischhof-Preis setzt auch 2024 ein starkes Zeichen gegen Diskriminierungen aller Art und bietet ein Gegennarrativ zu den Stimmen, die behaupten, das «Böse» sei unaufhaltsam. Die GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus und die GMS Gesellschaft Minderheiten in der Schweiz vergeben den Fischhof-Preis, um denjenigen Personen eine Bühne zu geben, die sich für Gerechtigkeit, Demokratie und Inklusion einsetzen.

Eine fotografische Rückschau finden Sie hier.

Foto: Alain Picard

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