Faschismus

Faschismus (fascismo) nannte Benito Mussolini seine 1919 gegründete politische Bewegung, mit der er von 1922 bis 1943 Italien beherrschte und zu einem totalitären nationalistischen Führerstaat ausbaute. Der italienische Faschismus war Vorbild für ähnliche Regime verschiedener Staaten, so auch für Hitlers Nationalsozialismus. Bis heute wird Faschismus als Sammelbegriff für rechtsextreme totalitäre Ideologien und Bewegungen verwendet.

Benito Mussolini (1883-1945) gründete im Frühjahr 1919 die «Fasci italiani di Combattimento» («Italienische Kampfbünde»), zu deren Uniformen schwarze Hemden gehörten. «Fascio» heisst auf Italienisch Bündel; Mussolini wählte als Signet seiner Bewegung das Rutenbündel mit der Axt, das im antiken römischen Reich die Staatsmacht symbolisierte. Als rechte Schlägertrupps bekämpften Mussolinis Schwarzhemden linksrevolutionäre Sozialist:innen in Norditalien, die der russischen Oktoberrevolution nacheiferten. 1921 fasste Mussolini die Kampfbünde im Partito Nazionale Fascista (PNF) zusammen. Ende Oktober 1922 waren die Faschist:innen so stark, dass sie mit einem Marsch auf Rom die Macht an sich reissen konnten. Mussolini bekam vom Parlament weitreichende Vollmachten. Er änderte das Wahlgesetz, unterdrückte die linke Opposition, gewann die Wahlen von 1924 und hatte von da an eine Zweidrittelmehrheit im Parlament. Ab 1928 war seine PNF die einzige zugelassene politische Partei. Mussolini herrschte bis zu seinem Sturz im Juli 1943 als Diktator über Italien, sein offizieller Titel war «il Duce del Fascismo».

Auch wenn der Faschismus in seiner Entstehungszeit zum Teil widersprüchliche politische Inhalte von sozialistischen bis konservativ-ständischen Ideen zu vereinen suchte, so zeigte er später als Herrschaftsform einheitliche Züge. Diese Merkmale sind:

  • autoritärer Personenkult um eine «Führerfigur»
  • Herrschaft einer Einheitspartei
  • antidemokratische und antisozialistische Ideologie
  • straffe, militärische Hierarchie in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft
  • Korporationen (Berufsverbände) zur Disziplinierung der kollektiven Wirtschaft
  • Nationalismus und Militarismus mit imperialem Anspruch
  • sozialdarwinistische Überhöhung des eigenen Volkes
  • Antisemitismus und rassistische Abwertung von Fremde
  • Massenmobilisation zur Huldigung der Führung ersetzt die demokratische Willensäusserung
  • rigoroses Strafrecht, das jede Opposition als Verbrechen gegen den Staat verfolgt
  • systematische Ausgrenzung von ethnischen, religiösen und anderen Minderheiten

Mit Ende des Zweiten Weltkrieges waren – ausser in Spanien (bis 1975) und Portugal (bis 1974) – alle faschistischen Regime in Europa besiegt und beseitigt. Das faschistische Gedankengut hingegen blieb in sektiererischen Zirkeln und Parteien bis heute erhalten. Im griechischen Militärregime (1967-1974) kam es noch einmal an die Macht.

In der politischen Diskussion wurde Faschismus zu einem Oberbegriff für eine Epoche und ihre Ideologie, die auch den deutschen Nationalsozialismus einschloss. Etwas unscharf wird Faschismus zuweilen mit jeder Erscheinungsform von Rechtsextremismus gleichgesetzt.

Siehe auch die Stichworte NationalsozialismusNeonazi/Neofaschist.

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2015 

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20.11.2024

Fischhof-Preis prämiert zwei Politiker:innen und eine Aktivistin

Bei der diesjährigen Verleihung des Fischhof-Preises wurden erstmals drei Persönlichkeiten gleichzeitig für ihren Einsatz gegen Rassismus und Antisemitismus ausgezeichnet. Die Preisträger:innen sind alt SP-Nationalrat Angelo Barrile, Mitte-Ständerätin Marianne Binder-Keller und Theologin Nicola Neider Ammann. Im Gespräch mit Moderator David Karasek reflektierten sie über ihre Arbeit, ihre Motivation sowie ihre Sorgen und Ängste – doch auch über ihre Hoffnungen, die trotz aller Herausforderungen spürbar waren.  

Alt Bundesrat Moritz Leuenberger sprach ebenfalls mit David Karasek und fragte selbstkritisch: «Bin ich vielleicht selbst antisemitisch, ohne es zu merken?» Er machte darauf aufmerksam, wie tief Rassismus und Antisemitismus in der Gesellschaft verankert sind und wie selten diese Mechanismen hinterfragt werden. Bewegende Laudationen von SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf, alt SIG-Präsident Herbert Winter und alt Grünen-Nationalrätin Cécile Bühlmann würdigten die Leistungen der Preisträger:innen eindrücklich. 

Der Fischhof-Preis setzt auch 2024 ein starkes Zeichen gegen Diskriminierungen aller Art und bietet ein Gegennarrativ zu den Stimmen, die behaupten, das «Böse» sei unaufhaltsam. Die GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus und die GMS Gesellschaft Minderheiten in der Schweiz vergeben den Fischhof-Preis, um denjenigen Personen eine Bühne zu geben, die sich für Gerechtigkeit, Demokratie und Inklusion einsetzen.

Eine fotografische Rückschau finden Sie hier.

Foto: Alain Picard

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