Chuzpe

Weitere Begriffe zum Thema Judentum:

Chuzpe (auch: Chutzpe) ist ein unübersetzbares jiddisches Wort, das in den allgemeinen (deutschen und englischen) Sprachgebrauch übergegangen ist. Es bedeutet „Unverschämtheit, Dreistigkeit, Unverfrorenheit, Impertinenz“ und wird in der Regel salopp abwertend verwendet, kann aber auch, je nach Kontext, einen anerkennenden Beiklang haben.

Das jiddische Wort Chuzpe (und das dazugehörige Adjektiv chuzpedik) stammt aus dem Hebräischen Chuzpah und ist eigentlich unübersetzbar. Seine Bedeutung erschliesst sich vor allem im Kontext der Verwendung. Je nach Gebrauch kann es eine stark negative oder aber auch eine anerkennende Konnotation haben. Es heisst soviel wie „Frechheit, Dreistigkeit, Unverfrorenheit“, beinhaltet aber auch einen Aspekt sozialer Unerschrockenheit und Respektlosigkeit gegen die Obrigkeit.

Chuzpe wurde seit seiner Einführung in den deutschen Sprachgebrauch im 19. Jahrhundert sowohl von jüdischer wie auch von nicht jüdischer Seite meist abwertend gebraucht und als negative jüdische Eigenschaft gebrandmarkt. Manchmal hatte es auch einen positiven Anklang und bezeichnete den Mut, den Menschen brauchen, wollen sie sich in einer feindlichen Umwelt durchsetzen. Im heutigen Sprachgebrauch schwingt oft eine anerkennende Komponente mit. Die Verwendung des Begriffes Chuzpe kann heikel sein, da er aus dem jüdischen kulturellen Raum stammt, aber als gegen diesen gerichtet verstanden werden kann.

Ein jüdischer Witz definiert und illustriert Chuzpe so:

Ein Jude wird wegen Ehrenbeleidigung verklagt. Er habe jemandem „Chuzpe“ vorgeworfen. Der Richter jedoch kennt das Wort gar nicht und bittet den Juden, es zu erläutern. Der Jude bezeichnet den Begriff zunächst als unübersetzbar. Endlich erklärt er sich bereit, Chuzpe mit „Frechheit“ zu übersetzen. „Allerdings“ fügt er hinzu, „ist es keine gewöhnliche Frechheit, sondern Frechheit mit Gewure.“ Der Richter: „Was ist Gewure?“ „Gewure – das ist Kraft.“ „Chuzpe ist also eine kräftige Frechheit?“ „Ja und nein. Gewure ist nicht einfach Kraft, sondern Kraft mit Ssechel.“ „Und was ist Ssechel?“ „Ssechel – das ist Verstand.“ „Also ist Chuzpe eine kräftige, verstandesvolle Frechheit.“ „Ja und nein. Ssechel ist nicht einfach Verstand, sondern Verstand mit Taam.“  „Schön – und was ist Taam?“ „Herr Richter, wenn Sie gar kein Deutsch können, kann ich Ihnen nicht erklären, was Chuzpe ist.“

 

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2015

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02.12.2024

Wann wandelt sich Aktivismus in Hate Speech?

Wo endet die Meinungsfreiheit und wo wandelt sich Aktivismus in Hate Speech? In der schweizerischen Rechtspraxis nirgends, wenn man politische Parolen zum Nahostkonflikt betrachtet. Um diesem Sachverhalt nachzugehen, hat die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus die ehemalige Bundesrichterin und Stiftungsrätin Dr. Vera Rottenberg sowie Mia Mengel, wissenschaftliche Mitarbeiterin der GRA, mit einer rechtlichen Analyse beauftragt.

Im Mittelpunkt der Analyse «From the River to the Sea…», «Intifada bis zum Sieg» keinesfalls strafbar? stehen ebendiese Slogans. Sie wurden nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 verstärkt in der Schweizer Öffentlichkeit verwendet. 

Die beiden Autorinnen argumentieren, dass eine strafrechtliche Relevanz der Parolen – insbesondere im Hinblick auf die Diskriminierungs-Strafnorm Art. 261bis StGB – nicht ausgeschlossen werden könne.

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