Bevölkerungsaustausch

Der Begriff «Bevölkerungsaustausch», auch der «Grosse Austausch» genannt, steht symbolisch für die aus rechtsextremen Kreisen stammende Verschwörungserzählung, eine geheime «Elite» plane nach und nach einen Austausch der Bevölkerung im Westen, mit dem Ziel die weisse Bevölkerung zu eliminieren.

Die Geschichte der Menschheit ist geprägt vom Wandel der Kulturen, Staatsgrenzen oder innerhalb von Bevölkerungen. Migrationen von Gruppen aus einer Gesellschaft in eine andere sind Teil der Menschheitsgeschichte und daher nichts Ungewöhnliches. Dennoch wird dieser Prozess oftmals von rechtsradikalen Gruppen als etwas Bedrohliches angesehen, geleitet von der Vorstellung, eine Bevölkerung müsse basierend auf der rassistischen Rassentheorie «rein» gehalten werden (siehe Glossarbegriff zu Rasse). Die Verschwörungserzählung des sogenannten «Bevölkerungsaustauschs» basiert auf dieser rassistischen Vorstellung.

Seit fast einem Jahrhundert verbreiten rechtsextreme Gruppierungen die Verschwörungsideologie, dass Jud:innen hinter dem angeblichen «Bevölkerungsaustausch» stecken. Insgeheim würden jüdische Menschen Geflüchtete aus anderen Ländern und Kontinenten in den Westen umleiten und zugleich ganze Staaten dazu zwingen, die Geflüchteten aufzunehmen, mit der Absicht, die weisse Bevölkerung im Westen auszulöschen. Diese Ideologie hat bereits Adolf Hitler in «Mein Kampf» (Siehe: «Mein Kampf») verbreitet.

Die Verschwörungserzählung suggeriert, eine gezielte Lenkung von Geflüchteten und Migrant:innen wäre möglich. Dies entspricht jedoch in keinem Fall der Realität. Denn Menschen fliehen aus Ihren Heimatländern aufgrund von lebensbedrohlichen Umständen oder einer wirtschaftlichen Notlage.

Diese Art von Verschwörungserzählungen halten sich über lange Zeiträume, denn sie scheinen komplexe globale Vorgänge in einfacher Weise zu erklären. Besonders in Zeiten grosser Verunsicherung können Verschwörungserzählungen fälschlicherweise den Eindruck von Kontrolle und Sicherheit entstehen lassen.

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2021, unter Mitarbeit von Dr. phil. Darja Pisetzki, ehem. Projektmitarbeiterin der GRA.

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24.03.2025

Lesung und Gespräch zu «Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen.»

Am 8. Mai 2025 sprechen Judith Coffey und Vivien Laumann im Zollhaus Zürich über ihr Buch «Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen».

Im Buch loten die Autorinnen das Verhältnis von Jüdischsein und weiss-Sein aus und gehen der spezifischen Unsichtbarkeit von Juden:Jüdinnen in der Mehrheitsgesellschaft nach. In Anlehnung an das Konzept der Heteronormativität erlaubt «Gojnormativität», Dominanzverhältnisse in der Gesellschaft zu befragen und so ein anderes Sprechen über Antisemitismus zu etablieren.

Das Buch ist eine Aufforderung zu einem bedingungslosen Einbeziehen von Juden:Jüdinnen in intersektionale Diskurse und Politiken und zugleich ein engagiertes Plädoyer für solidarische Bündnisse und Allianzen.

Wann: 8. Mai 2025 um 19:00 Uhr
Wo: Zollhaus Zürich / online mit Livestream
Sprache: Deutsch und Verdolmetschung in Gebärdensprache (auf Anfrage)
Moderation: Prof. Dr. Amir Dziri
In Kooperation mit: ZIID und feministisch*komplex

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