Bevölkerungsaustausch

Der Begriff «Bevölkerungsaustausch», auch der «Grosse Austausch» genannt, steht symbolisch für die aus rechtsextremen Kreisen stammende Verschwörungserzählung, eine geheime «Elite» plane nach und nach einen Austausch der Bevölkerung im Westen, mit dem Ziel die weisse Bevölkerung zu eliminieren.

Die Geschichte der Menschheit ist geprägt vom Wandel der Kulturen, Staatsgrenzen oder innerhalb von Bevölkerungen. Migrationen von Gruppen aus einer Gesellschaft in eine andere sind Teil der Menschheitsgeschichte und daher nichts Ungewöhnliches. Dennoch wird dieser Prozess oftmals von rechtsradikalen Gruppen als etwas Bedrohliches angesehen, geleitet von der Vorstellung, eine Bevölkerung müsse basierend auf der rassistischen Rassentheorie «rein» gehalten werden (siehe Glossarbegriff zu Rasse). Die Verschwörungserzählung des sogenannten «Bevölkerungsaustauschs» basiert auf dieser rassistischen Vorstellung.

Seit fast einem Jahrhundert verbreiten rechtsextreme Gruppierungen die Verschwörungsideologie, dass Jud:innen hinter dem angeblichen «Bevölkerungsaustausch» stecken. Insgeheim würden jüdische Menschen Geflüchtete aus anderen Ländern und Kontinenten in den Westen umleiten und zugleich ganze Staaten dazu zwingen, die Geflüchteten aufzunehmen, mit der Absicht, die weisse Bevölkerung im Westen auszulöschen. Diese Ideologie hat bereits Adolf Hitler in «Mein Kampf» (Siehe: «Mein Kampf») verbreitet.

Die Verschwörungserzählung suggeriert, eine gezielte Lenkung von Geflüchteten und Migrant:innen wäre möglich. Dies entspricht jedoch in keinem Fall der Realität. Denn Menschen fliehen aus Ihren Heimatländern aufgrund von lebensbedrohlichen Umständen oder einer wirtschaftlichen Notlage.

Diese Art von Verschwörungserzählungen halten sich über lange Zeiträume, denn sie scheinen komplexe globale Vorgänge in einfacher Weise zu erklären. Besonders in Zeiten grosser Verunsicherung können Verschwörungserzählungen fälschlicherweise den Eindruck von Kontrolle und Sicherheit entstehen lassen.

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2021, unter Mitarbeit von Dr. phil. Darja Pisetzki, ehem. Projektmitarbeiterin der GRA.

Glossar
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20.11.2024

Fischhof-Preis prämiert zwei Politiker:innen und eine Aktivistin

Bei der diesjährigen Verleihung des Fischhof-Preises wurden erstmals drei Persönlichkeiten gleichzeitig für ihren Einsatz gegen Rassismus und Antisemitismus ausgezeichnet. Die Preisträger:innen sind alt SP-Nationalrat Angelo Barrile, Mitte-Ständerätin Marianne Binder-Keller und Theologin Nicola Neider Ammann. Im Gespräch mit Moderator David Karasek reflektierten sie über ihre Arbeit, ihre Motivation sowie ihre Sorgen und Ängste – doch auch über ihre Hoffnungen, die trotz aller Herausforderungen spürbar waren.  

Alt Bundesrat Moritz Leuenberger sprach ebenfalls mit David Karasek und fragte selbstkritisch: «Bin ich vielleicht selbst antisemitisch, ohne es zu merken?» Er machte darauf aufmerksam, wie tief Rassismus und Antisemitismus in der Gesellschaft verankert sind und wie selten diese Mechanismen hinterfragt werden. Bewegende Laudationen von SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf, alt SIG-Präsident Herbert Winter und alt Grünen-Nationalrätin Cécile Bühlmann würdigten die Leistungen der Preisträger:innen eindrücklich. 

Der Fischhof-Preis setzt auch 2024 ein starkes Zeichen gegen Diskriminierungen aller Art und bietet ein Gegennarrativ zu den Stimmen, die behaupten, das «Böse» sei unaufhaltsam. Die GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus und die GMS Gesellschaft Minderheiten in der Schweiz vergeben den Fischhof-Preis, um denjenigen Personen eine Bühne zu geben, die sich für Gerechtigkeit, Demokratie und Inklusion einsetzen.

Eine fotografische Rückschau finden Sie hier.

Foto: Alain Picard

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