Aschkenase / Aschkenasim

Weitere Begriffe zum Thema Judentum:

Aschkenasim (auch: Ashkenazim) ist die Selbstbezeichnung von mittel- und osteuropäischen Jud:innen, die durch eine gemeinsame religiöse Tradition und Kultur verbunden sind.

Seit Ende des 11. Jahrhunderts galt Aschkenas als die hebräische Bezeichnung für das Gebiet des heutigen Deutschland. Mit der hebräischen Pluralform Aschkenasim (singular: Aschkenasi) wurde zunächst die jüdische Bevölkerung vor allem in den mittelalterlichen jüdischen Gemeinden des Rheinlandes (Speyer, Worms und Mainz) bezeichnet, später auch alle Jud:innen Mittel- und Osteuropas. In den aschkenasischen Gemeinden entwickelten sich soziale, religiöse und rechtliche Institutionen sowie ein Ritus, Brauchtum und eine Sprache, die sich von jenen der jüdischen Gemeinden im mediterranen und im islamischen Raum (den Sephardim und den Misrachim) unterschieden.

Mit der Vertreibung und der Emigration vieler aschkenasischer Jud:innen von West- und Mittel- nach Osteuropa im 15. und 16. Jahrhundert verschob sich das Zentrum des aschkenasischen Judentums nach Polen-Litauen. Hier entwickelte sich die mitgebrachte Sprache des Jüdisch-Deutschen zur jiddischen Sprache. Diese bewahrte den mittelalterlichen Stand der deutschen Sprache und nahm hebräische und slawische Einflüsse auf. Die jiddische Sprache wurde zum charakteristischen Merkmal der aschkenasischen Jud:innen.

Im Mittelalter machten die Aschkenasim nur einen kleinen Teil der gesamten jüdischen Bevölkerung aus. Heute stellen sie die Mehrheit der jüdischen Bevölkerungen auf der Welt.

Der überwiegende Teil der mit Hilfe und im Rahmen der zionistischen Bewegung nach Palästina einwandernden Jud:innen waren Aschkenasim; sie stellten die Gründungselite in Israel. In grosser Zahl wanderten Sephardim und Misrachim erst nach der israelischen Staatsgründung ein. Sie leiden in Israel noch immer unter sozialer Diskriminierung, allerdings nicht mehr im selben Ausmass wie in den ersten Jahrzehnten nach der Staatsgründung.

Siehe auch die Stichworte Sephardim und Misrachim.

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2015

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20.11.2024

Fischhof-Preis prämiert zwei Politiker:innen und eine Aktivistin

Bei der diesjährigen Verleihung des Fischhof-Preises wurden erstmals drei Persönlichkeiten gleichzeitig für ihren Einsatz gegen Rassismus und Antisemitismus ausgezeichnet. Die Preisträger:innen sind alt SP-Nationalrat Angelo Barrile, Mitte-Ständerätin Marianne Binder-Keller und Theologin Nicola Neider Ammann. Im Gespräch mit Moderator David Karasek reflektierten sie über ihre Arbeit, ihre Motivation sowie ihre Sorgen und Ängste – doch auch über ihre Hoffnungen, die trotz aller Herausforderungen spürbar waren.  

Alt Bundesrat Moritz Leuenberger sprach ebenfalls mit David Karasek und fragte selbstkritisch: «Bin ich vielleicht selbst antisemitisch, ohne es zu merken?» Er machte darauf aufmerksam, wie tief Rassismus und Antisemitismus in der Gesellschaft verankert sind und wie selten diese Mechanismen hinterfragt werden. Bewegende Laudationen von SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf, alt SIG-Präsident Herbert Winter und alt Grünen-Nationalrätin Cécile Bühlmann würdigten die Leistungen der Preisträger:innen eindrücklich. 

Der Fischhof-Preis setzt auch 2024 ein starkes Zeichen gegen Diskriminierungen aller Art und bietet ein Gegennarrativ zu den Stimmen, die behaupten, das «Böse» sei unaufhaltsam. Die GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus und die GMS Gesellschaft Minderheiten in der Schweiz vergeben den Fischhof-Preis, um denjenigen Personen eine Bühne zu geben, die sich für Gerechtigkeit, Demokratie und Inklusion einsetzen.

Eine fotografische Rückschau finden Sie hier.

Foto: Alain Picard

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