Shoah

Ha-Shoah heisst auf Hebräisch «Zerstörung», «Katastrophe» und wird in Israel seit der Staatsgründung 1948 als Bezeichnung der nationalsozialistischen Judenvernichtung verwendet. In Europa wurde der Begriff 1985 durch den Dokumentarfilm «Shoah» von Claude Lanzmann bekannt.

In der israelischen Unabhängigkeitserklärung vom 14. Mai 1948 wird der Völkermord der Nationalsozialist:innen an den europäischen Jud:innen Shoah genannt. 1959 führte der israelische Staat den «Yom Hashoah», den «Tag der Katastrophe» als Gedenktag für die ermordeten Jud:innen ein. Er findet jeweils im Frühjahr acht Tage vor dem Unabhängigkeitstag statt (wegen des für jüdische Festtage geltenden Mondkalenders variiert das Datum gegenüber dem gregorianischen Kalender).

In Europa und Amerika wurde die Bezeichnung erst 1985 einer weiteren Öffentlichkeit bekannt, durch den Film «Shoah» des jüdischen französischen Regisseurs Claude Lanzmann. Lanzmanns vierteilige Dokumentation (Gesamtdauer 540 Minuten) zeigt die polnischen Schauplätze der Judenvernichtung in Treblinka, Auschwitz, Chelmno und Warschau in Aufnahmen, die er zwischen 1973 und 1985 drehte. Historisches Archivmaterial benutzte er bewusst keines. Er liess Überlebende aus den Lagern zu Wort kommen – und zwar nicht nur Opfer, sondern auch ehemalige Täter:innen und Augenzeug:innen.

Die starke Beachtung, die der Dokumentarfilm fand, machte auch den Begriff Shoah in Europa bekannt. Heute wird er in den Medien ab und zu an Stelle des allgemeiner verbreiteten Begriffs Holocaust gebraucht. Im Unterschied zu diesem stammt Shoah eindeutig aus dem Sprachschatz der Opfer der nationalsozialistischen Judenvernichtung.

Siehe auch die Stichworte HolocaustEndlösungGenozidPorajmos und Konzentrationslager.

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2015

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20.11.2024

Fischhof-Preis prämiert zwei Politiker:innen und eine Aktivistin

Bei der diesjährigen Verleihung des Fischhof-Preises wurden erstmals drei Persönlichkeiten gleichzeitig für ihren Einsatz gegen Rassismus und Antisemitismus ausgezeichnet. Die Preisträger:innen sind alt SP-Nationalrat Angelo Barrile, Mitte-Ständerätin Marianne Binder-Keller und Theologin Nicola Neider Ammann. Im Gespräch mit Moderator David Karasek reflektierten sie über ihre Arbeit, ihre Motivation sowie ihre Sorgen und Ängste – doch auch über ihre Hoffnungen, die trotz aller Herausforderungen spürbar waren.  

Alt Bundesrat Moritz Leuenberger sprach ebenfalls mit David Karasek und fragte selbstkritisch: «Bin ich vielleicht selbst antisemitisch, ohne es zu merken?» Er machte darauf aufmerksam, wie tief Rassismus und Antisemitismus in der Gesellschaft verankert sind und wie selten diese Mechanismen hinterfragt werden. Bewegende Laudationen von SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf, alt SIG-Präsident Herbert Winter und alt Grünen-Nationalrätin Cécile Bühlmann würdigten die Leistungen der Preisträger:innen eindrücklich. 

Der Fischhof-Preis setzt auch 2024 ein starkes Zeichen gegen Diskriminierungen aller Art und bietet ein Gegennarrativ zu den Stimmen, die behaupten, das «Böse» sei unaufhaltsam. Die GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus und die GMS Gesellschaft Minderheiten in der Schweiz vergeben den Fischhof-Preis, um denjenigen Personen eine Bühne zu geben, die sich für Gerechtigkeit, Demokratie und Inklusion einsetzen.

Eine fotografische Rückschau finden Sie hier.

Foto: Alain Picard

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