Imam

Der:die Imam:in leitet das gemeinschaftliche Gebet in der Moschee. Dieses Amt verlangt im sunnitischen Islam keine religionswissenschaftliche Ausbildung.
Im schiitischen Islam sind die Imame die mit göttlicher Erleuchtung begnadeten Leiter der Gläubigen aus der Familie von Mohammeds Vetter und Schwiegersohn Ali.

Imam heisst auf Arabisch «Muster», «Vorbild» und kann drei Bedeutungen haben: 1. Vorbeter:in in der Moschee, 2. «oberster Imam» als weltlicher Führer aller Muslim:as (im sunnistischen Islam war das der Khalif) und 3. Ehrentitel für die Oberhäupter der acht islamischen Rechtsschulen. Wenn heute von Imam:in die Rede ist, meint man den:die Vorbeter:innen.

Der:die Imam:in leitet in der Moschee die fünf vorgeschriebenen Gemeinschaftsgebete an. Jede Gemeinde kann ihre:n Imam:in aus ihren Reihen bestimmen, denn das Amt ist kein geistliches und braucht auch keine besondere Ausbildung. Voraussetzung ist nur, dass der Imam die Gebete richtig sprechen kann – was für nichtarabische Muslim:as bedeutet, dass sie:er das Arabische des Korans genügend beherrscht. In gemischten Gemeinden üben Männer und sehr selten auch Frauen dieses Amt aus. Wenn aber nur Frauen zum Beten zusammenkommen, bestimmen sie eine von ihnen zur Vorbeterin.

In der Schweiz – wie auch in anderen Ländern, in denen Muslim:as als Migrant:innen eine Minderheit sind – haben Imam:innen nicht nur die Aufgabe des:er Vorbeter:in, sondern müssen viel weiter gefasste seelsorgerische und soziale Anforderungen erfüllen: Sie beantworten religiöse Fragen der Gemeindemitglieder, sind für Zeremonien im Zusammenhang mit Heirat, Scheidung, Geburt und Tod etc. zuständig, besuchen Kranke und Gefängnisinsassen, und sie pflegen die Beziehungen zu anderen islamischen Organisationen und zu den schweizerischen Behörden. Das erfordert eine umfassende religiöse und islamisch-juristische Ausbildung. Deshalb wird immer wieder über eine islamische Ausbildungsstätte in der Schweiz diskutiert, weil die hier wirkenden Imam:innen mit dem hiesigen Lebensumfeld und der Landeskultur vertraut sein sollten.

Bereits der Koran nennt einen moralisch mustergültigen Leiter der Gemeinde Imam. Die Muslim:as sehen im Propheten Mohammed und den ersten vier Khalifen («Nachfolgern») die idealen Imame, die gleichermassen spirituelle wie auch politische Anführer waren. In den folgenden Jahrhunderten wurde im sunnitischen Islam der Begriff Imam:in auch für die (weltlichen) Khalifen gebraucht. Der Khalif oder oberste Imam war auch der militärische Anführer der muslimischen Gemeinschaft, und nur er durfte den Dschihad, den Krieg zur Verteidigung des Glaubens, ausrufen. Nach einer jahrhundertelangen Agonie, in der die osmanischen Khalifen kaum mehr Einfluss auf die Muslim:as hatten, schaffte der türkische Reformer Kemal Atatürk 1924 das Khalifat ganz ab.

Im schiitischen Islam hat der Imam eine viel stärkere Bedeutung. Als Träger der göttlichen Lichtsubstanz, die sich von Mohammed auf seinen Vetter und Schwiegersohn Ali (der für fünf Jahre als vierter Khalif amtete) und dessen Nachkommen vererbte, werden diese Imame von den Schiiten als mit göttlicher Weisheit begnadete Anführer verehrt. Der zwölfte und letzte Imam aus der Familie Alis gilt seit 874 als verschollen. Im Glauben der so genannten Zwölfer-Schiia – seit 1501 Staatsreligion in Iran – ist dieser letzte schiitische Imam nicht gestorben, sondern in die Verborgenheit entrückt. Am jüngsten Tag wird er als eine Art Messias – genannt Mahdi («der von Gott Geleitete») – den Menschen wieder erscheinen.

Siehe auch die Stichworte Sunniten und Schiiten.

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2015

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Bei der diesjährigen Verleihung des Fischhof-Preises wurden erstmals drei Persönlichkeiten gleichzeitig für ihren Einsatz gegen Rassismus und Antisemitismus ausgezeichnet. Die Preisträger:innen sind alt SP-Nationalrat Angelo Barrile, Mitte-Ständerätin Marianne Binder-Keller und Theologin Nicola Neider Ammann. Im Gespräch mit Moderator David Karasek reflektierten sie über ihre Arbeit, ihre Motivation sowie ihre Sorgen und Ängste – doch auch über ihre Hoffnungen, die trotz aller Herausforderungen spürbar waren.  

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Der Fischhof-Preis setzt auch 2024 ein starkes Zeichen gegen Diskriminierungen aller Art und bietet ein Gegennarrativ zu den Stimmen, die behaupten, das «Böse» sei unaufhaltsam. Die GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus und die GMS Gesellschaft Minderheiten in der Schweiz vergeben den Fischhof-Preis, um denjenigen Personen eine Bühne zu geben, die sich für Gerechtigkeit, Demokratie und Inklusion einsetzen.

Eine fotografische Rückschau finden Sie hier.

Foto: Alain Picard

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