Gestapo

Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) war im nationalsozialistischen Deutschland die Polizeistelle, die «staatsgefährdende» (d.h. regimekritische) Aktivitäten ausspionierte und verfolgte. Die Gestapo stand ausserhalb aller Rechtskontrolle und war berüchtigt für ihre Foltermethoden. Im Zweiten Weltkrieg dehnte sie ihren Aktionsradius auch auf die besetzten Länder aus.

Im April 1933 schuf Hermann Göring als preussischer Innenminister das ihm direkt unterstellte Geheime Staatspolizeiamt «zur Wahrnehmung von Aufgaben der Politischen Polizei neben den oder an Stelle der ordentlichen Polizeibehörden». Noch im selben Jahr wurde die Gestapo – ihr abgekürzter Name war die allgemein gebräuchliche Bezeichnung – für ganz Deutschland zuständig. 1936 wurde Reichsführer SS Heinrich Himmler Chef der deutschen Polizei und damit auch Chef der Gestapo. Deren Aufgabe bestimmte ein neues Gesetz:
«Die Geheime Staatspolizei hat die Aufgabe, alle staatsgefährlichen Bestrebungen im gesamten Staatsgebiet zu erforschen und zu bekämpfen, das Ergebnis zu sammeln und auszuwerten, die Staatsregierung zu unterrichten und die übrigen Behörden über für sie wichtige Feststellungen auf dem laufenden zu halten und mit Anregungen zu versehen. Welche Geschäfte im einzelnen auf die Geheime Staatspolizei übergehen, bestimmt der Chef der Geheimen Staatspolizei im Einvernehmen mit dem Minister des Inneren.»

Die Gestapo wurde zu einem wichtigen Überwachungs- und Unterdrückungsapparat des NS-Regimes. Sie war zuständig für die Bekämpfung von Marxismus, Landesverrat und verbotener Auswanderung. Bis zum Kriegsende wuchs ihr Bestand auf rund 31’000 Mann. Ein scharfes Repressionsmittel der Gestapo war die sogenannte «Schutzhaft», mit der sie Verdächtige oder unliebsame Personen ohne richterliche Überprüfung – und sogar nach Freisprüchen durch ordentliche Gerichte – in Konzentrationslager stecken konnte. Die Gestapo forderte die Bürger:innen mit Erfolg auf, Regimegegner:innen zu denunzieren. Sie schleuste V-Leute in Organisationen ein, in denen sie oppositionelle Ansichten vermutete. Um an Informationen zu kommen, folterte sie auch Häftlinge und exekutierte Tausende. Bei der Organisation des nationalsozialistischen Völkermordes an den Jud:innen waren Gestapo-Beamt:innen an der Seite der SS beteiligt. In den von den Deutschen besetzten Ländern verfolgte die Gestapo die gegen die Besatzungsmacht gerichteten Untergrundbewegungen.

Die Gestapo-Kader waren häufig junge Karrierejurist:innen, die sich nicht in der nationalsozialistischen Bewegung hochgedient hatten. In den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen wurde die Gestapo 1946 wie die SA, die SS und andere NS-Formationen zu einer verbrecherischen Organisation erklärt.

Siehe auch die Stichworte Nationalsozialismus, SA und SS und Konzentrationslager.

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2015

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20.11.2024

Fischhof-Preis prämiert zwei Politiker:innen und eine Aktivistin

Bei der diesjährigen Verleihung des Fischhof-Preises wurden erstmals drei Persönlichkeiten gleichzeitig für ihren Einsatz gegen Rassismus und Antisemitismus ausgezeichnet. Die Preisträger:innen sind alt SP-Nationalrat Angelo Barrile, Mitte-Ständerätin Marianne Binder-Keller und Theologin Nicola Neider Ammann. Im Gespräch mit Moderator David Karasek reflektierten sie über ihre Arbeit, ihre Motivation sowie ihre Sorgen und Ängste – doch auch über ihre Hoffnungen, die trotz aller Herausforderungen spürbar waren.  

Alt Bundesrat Moritz Leuenberger sprach ebenfalls mit David Karasek und fragte selbstkritisch: «Bin ich vielleicht selbst antisemitisch, ohne es zu merken?» Er machte darauf aufmerksam, wie tief Rassismus und Antisemitismus in der Gesellschaft verankert sind und wie selten diese Mechanismen hinterfragt werden. Bewegende Laudationen von SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf, alt SIG-Präsident Herbert Winter und alt Grünen-Nationalrätin Cécile Bühlmann würdigten die Leistungen der Preisträger:innen eindrücklich. 

Der Fischhof-Preis setzt auch 2024 ein starkes Zeichen gegen Diskriminierungen aller Art und bietet ein Gegennarrativ zu den Stimmen, die behaupten, das «Böse» sei unaufhaltsam. Die GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus und die GMS Gesellschaft Minderheiten in der Schweiz vergeben den Fischhof-Preis, um denjenigen Personen eine Bühne zu geben, die sich für Gerechtigkeit, Demokratie und Inklusion einsetzen.

Eine fotografische Rückschau finden Sie hier.

Foto: Alain Picard

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