Freimaurer

Freimaurer:innen sind Mitglieder einer weltumspannenden ethischen Bewegung, die ihren Anfang im England des 18. Jahrhunderts nahm. Die Freimaurer:innen verpflichten sich, den Idealen der Aufklärung zu folgen: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Wahrheit und Humanität. Sie sind in sogenannten Logen organisiert, die religiös und politisch neutral sind.

«Freimaurerei» ist die wörtliche Übersetzung des englischen Begriffs «free masonry». «Freestone masons» waren im englischen Mittelalter die keiner Zunft angeschlossenen Steinmetze einer Bauhütte. An diese Traditionen knüpften humanistische Aufklärer an, als sie 1717 in London die erste Grossloge der Freimaurer:innen gründeten. 1723 verfasste der Prediger James Anderson die Verfassung der Grossloge, die unter dem Namen «Alte Pflichten» (Old Charges) bis heute eine Art Grundgesetz der Freimaurerei bildet. Manche Symbole und Rituale entnahmen die Freimaurer:innen der Arbeitswelt der mittelalterlichen Steinmetze. Weder politischen Parteien noch religiösen Konfessionen verpflichtet, anerkennen sie aber Gott als «allmächtigen Baumeister aller Welten».

Von England aus breitete sich die Freimaurer-Bewegung rasch nach Europa und Amerika aus. Engländer:innen gründeten auch die ersten Logen in der Schweiz (Genf 1736, Lausanne 1739). 1844 wurde als nationaler Dachverband die Schweizerische Grossloge Alpina gegründet, die heute 83 Logen mit rund 3500 Mitgliedern umfasst.

Den Zweck der Freimaurerei umschreibt die Schweizerische Grossloge Alpina in ihren Grundsätzen: «Der Zweck des Freimaurerbundes ist die Erziehung seiner Mitglieder zum wahren Menschentum. Die Mittel zu diesem Zweck sind: die Übung der von den Baubrüderschaften übernommenen symbolischen Gebräuche, gegenseitige Belehrung über die wichtigsten Angelegenheiten der Menschheit; Pflege des Idealen und Anregung zu wahrer Freundschaft und Bruderliebe; Erfüllung der sozialen Pflichten und Pflege der Wohltätigkeit. (…) Der Freimaurerbund arbeitet zu Ehren des allmächtigen Baumeisters aller Welten. Er huldigt dem Grundsatz der Gewissens-, Glaubens- und Geistesfreiheit und verwirft jeden Zwang, der diese Freiheit bedroht. Er achtet jedes aufrichtige Bekenntnis und jede ehrliche Überzeugung und verwirft jede Verfolgung Andersdenkender. (…) Die Loge ist ein friedlicher und neutraler Tempel, dessen Schwelle die Gegensätze und Leidenschaften des Aussenlebens nicht überschreiten sollten. Die Loge mischt sich nicht in parteipolitische oder konfessionelle Streitfragen. (…) Der Bund nimmt ohne Unterschied des Glaubens, der Rasse, der Nationalität, der politischen Partei oder des bürgerlichen Standes freie Männer von gutem Rufe auf, die sich in dem Streben nach Veredelung brüderlich vereinigen wollen. Er verwirft das förmliche Anwerben von Mitgliedern. (…)»

Da die Freimaurer:innen sich mit einem Gelübde verpflichten, über die Riten ihrer Vereinigung zu schweigen («das maurerische Geheimnis»), und da die Logen keine Mitgliederwerbung betreiben, haben Gegner:innen der Bewegung – politische und kirchliche Kreise – immer wieder Verschwörungstheorien gegen die Freimaurer:innen und ihre Ziele in die Welt gesetzt. Oft glichen diese Fantasiegebilde auffällig den antisemitischen Verschwörungstheorien. So war es kein Zufall, dass die Nationalsozialist:innen in ihrer Propaganda Judentum, Freimaurerei und Marxismus in einem Atemzug nannten. In der Schweiz lancierten 1934 die Schweizerische Heimatwehr und die Faschistische Bewegung die eidgenössische Volksinitiative «Verbot der Freimaurerei». Sie kam zwar zustande, wurde aber in der Volksabstimmung vom 28. November 1937 mit 68,7 Prozent Nein-Stimmen von allen Kantonen ausser Freiburg abgelehnt.

© GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, 2015

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Ein Ausschnitt aus dem Flyer des Programms der Ringvorlesung. Darauf zu sehe ist das Logo der Universität Zürich sowie der Titel der Ringvorlesung: Antisemitismus.
05.09.2024

Ringvorlesung «Antisemitismus» der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien

Wann: Jeweils montags zwischen 18.15 bis 19.45 Uhr
Daten: 23.09./14.10./28.10/04.11/18.11./2.12./16.12.
Ort: Universität Zürich, Rämistrasse 71, Raum: KOH-B-10

Seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat der Begriff des Antisemitismus in öffentlichen Debatten wieder hörbar Eingang gefunden. Doch wird nicht nur mit Blick auf dieses Ereignis und seine Folgen über Antisemitismus diskutiert. Jüdische Menschen in der ganzen Welt sind seit dem Herbst 2023 vermehrt antisemitischen Anfeindungen in allen Formen ausgesetzt. Während Jüdinnen und Juden auf diese Weise unmittelbar von Antisemitismus betroffen sind, werden andere im öffentlichen Diskurs wiederum als antisemitisch bezeichnet, wenn sie beispielsweise eine «israelkritische» Stellung zur Lage in Nahost beziehen.

Antisemitismus ist kein neues Phänomen. Der Hass gegen jüdische Menschen blickt auf eine lange (Leidens-)Geschichte zurück, die nun wieder aktuell geworden ist. Die Ringvorlesung analysiert Begriff, Geschichte und Ausdrucksformen des Antisemitismus und lässt Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Gesellschaft zu Wort kommen, die historische Hintergründe, psychologische und rechtliche Dimensionen, ideologische und politische Erscheinungen sowie persönliche Erfahrungen vorstellen.

Die Ringvorlesung wird in Kooperation mit der Gamaraal Foundation veranstaltet (www.last-swiss-holocaust-survivors.ch).

Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen finden Sie im Veranstaltungsflyer.

 

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