Wie die «Berner Zeitung» berichtete, sprach ein Gericht in Bern Mitte Juli eine Kondukteurin der Rassendiskriminierung schuldig und verurteilte sie zu einer bedingten Geldstrafe von 1600 Franken. Grund war ein Vorfall in der S-Bahn: Weil ein junger Schwarzer kein gültiges Billett hatte, beschimpfte ihn die Kontrolleurin als «Bananenfresser». Sie stritt die verbale Entgleisung zwar ab, ihr Arbeitskollege, der mit ihr auf Patrouille war und als Zeuge aussagte, bestätigte aber die rassistischen Anwürfe. Zwar hatte er das Wort «Bananenfresser» nicht gehört, erinnerte sich aber, dass sie den jungen Schwarzen sinngemäss dazu aufgefordert hatte, «zurück in den Busch zu gehen». Anschliessend habe er schlichten müssen, schreibt die «Berner Zeitung». Für die Beleidigungen forderte der Kläger 4500 Franken Schmerzensgeld und 10400 Franken für die Anwaltskosten. Begründung: Der Satz der Kontrolleurin ̶ «Die Schweiz ist kein Land für Bananenfresser» ̶ habe ihn arg aus der Bahn geworfen. Er sei gekränkt gewesen, depressiv geworden, und im Fussball, seiner Leidenschaft, sei rein gar nichts mehr gegangen. Der Einzelrichter räumte zwar ein: «Wir erleben oft, dass Schwarze, die beim Schwarzfahren erwischt werden, Rassismusvorwürfe erheben.» Jedoch hielt er die Aussagen des jungen Schwarzen für stimmig. Nichtsdestotrotz kürzte der Richter den Betrag für den Anwalt auf 8370 Franken und sprach dem Kläger nur 500 Franken Schmerzensgeld zu. Seine Begründung: Das Verhalten der Frau sei nicht allzu schwerwiegend gewesen. «Kontrolleure müssen sich viel anhören. Sie haben einen schweren Job», sagte er.

20.7.2015
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Wurden Sie Zeug:innen eines rassistischen oder antisemitischen Vorfalls oder wurden Sie selbst rassistisch oder antisemitisch beleidigt oder angegriffen?

Ein Ausschnitt aus dem Flyer des Programms der Ringvorlesung. Darauf zu sehe ist das Logo der Universität Zürich sowie der Titel der Ringvorlesung: Antisemitismus.
05.09.2024

Ringvorlesung «Antisemitismus» der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien

Wann: Jeweils montags zwischen 18.15 bis 19.45 Uhr
Daten: 23.09./14.10./28.10/04.11/18.11./2.12./16.12.
Ort: Universität Zürich, Rämistrasse 71, Raum: KOH-B-10

Seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat der Begriff des Antisemitismus in öffentlichen Debatten wieder hörbar Eingang gefunden. Doch wird nicht nur mit Blick auf dieses Ereignis und seine Folgen über Antisemitismus diskutiert. Jüdische Menschen in der ganzen Welt sind seit dem Herbst 2023 vermehrt antisemitischen Anfeindungen in allen Formen ausgesetzt. Während Jüdinnen und Juden auf diese Weise unmittelbar von Antisemitismus betroffen sind, werden andere im öffentlichen Diskurs wiederum als antisemitisch bezeichnet, wenn sie beispielsweise eine «israelkritische» Stellung zur Lage in Nahost beziehen.

Antisemitismus ist kein neues Phänomen. Der Hass gegen jüdische Menschen blickt auf eine lange (Leidens-)Geschichte zurück, die nun wieder aktuell geworden ist. Die Ringvorlesung analysiert Begriff, Geschichte und Ausdrucksformen des Antisemitismus und lässt Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Gesellschaft zu Wort kommen, die historische Hintergründe, psychologische und rechtliche Dimensionen, ideologische und politische Erscheinungen sowie persönliche Erfahrungen vorstellen.

Die Ringvorlesung wird in Kooperation mit der Gamaraal Foundation veranstaltet (www.last-swiss-holocaust-survivors.ch).

Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen finden Sie im Veranstaltungsflyer.

 

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Ringvorlesung «Antisemitismus» der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien
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