Ein gebürtiger Kosovare mit Schweizer Pass erzählt gegenüber der «Thurgauer Zeitung» folgende Begebenheit: Er wollte in einem Bauernladen in Flawil Kirschen kaufen, wie er es in der Vergangenheit regelmässig getan hatte. «Wir waren auf dem Hof zwei Schachteln Kirschen kaufen. Da unsere dreijährige Tochter wissen wollte, woher die Früchte kommen, habe ich ihr einen Kirschbaum gezeigt. Meine Frau gab der Kleinen ein Ästchen mit drei oder vier Kirschen in die Hand, das die Kleine nicht mehr loslassen wollte. Dann kam der Landwirt aus dem Haus und begann, uns zu beschimpfen.» Darunter seien auch rassistische Äusserungen gewesen wie «huere Usländer, verschwinded vo mim Grundstück», «mit eu (Ausländer) hämer nu Problem». Die verbalen Entgleisungen hätten sich über Minuten hingezogen. Obwohl der schockierte Kunde sich entschuldigt und angeboten habe, die Kirschen am Zweig zu bezahlen, sei kein Gespräch und erst Recht keine Einigung möglich gewesen. Mit den Vorwürfen konfrontiert, bestreitet der Landwirt den Vorfall nicht, bedauert ihn aber. Er sei an dem Tag müde und gestresst gewesen. Der junge Vater ist tief verletzt, umso mehr, als er sich durch und durch als Schweizer fühlt. «Ich habe einen guten Job, mache gerade eine dreijährige Weiterbildung, war im Militärdienst, hatte nie etwas mit der Polizei zu tun und spreche zu Hause überwiegend Deutsch.» Konsterniert fügt er hinzu: «Egal was man tun, man bleibt ein «huere Usländer». Ob ihm eine Entschuldigung des Landwirts reichen würde, lässt er vorderhand offen. Auch, ob er Strafanzeige einreichen will.

10.7.2015
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Wurden Sie Zeug:innen eines rassistischen oder antisemitischen Vorfalls oder wurden Sie selbst rassistisch oder antisemitisch beleidigt oder angegriffen?

Ein Ausschnitt aus dem Flyer des Programms der Ringvorlesung. Darauf zu sehe ist das Logo der Universität Zürich sowie der Titel der Ringvorlesung: Antisemitismus.
05.09.2024

Ringvorlesung «Antisemitismus» der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien

Wann: Jeweils montags zwischen 18.15 bis 19.45 Uhr
Daten: 23.09./14.10./28.10/04.11/18.11./2.12./16.12.
Ort: Universität Zürich, Rämistrasse 71, Raum: KOH-B-10

Seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat der Begriff des Antisemitismus in öffentlichen Debatten wieder hörbar Eingang gefunden. Doch wird nicht nur mit Blick auf dieses Ereignis und seine Folgen über Antisemitismus diskutiert. Jüdische Menschen in der ganzen Welt sind seit dem Herbst 2023 vermehrt antisemitischen Anfeindungen in allen Formen ausgesetzt. Während Jüdinnen und Juden auf diese Weise unmittelbar von Antisemitismus betroffen sind, werden andere im öffentlichen Diskurs wiederum als antisemitisch bezeichnet, wenn sie beispielsweise eine «israelkritische» Stellung zur Lage in Nahost beziehen.

Antisemitismus ist kein neues Phänomen. Der Hass gegen jüdische Menschen blickt auf eine lange (Leidens-)Geschichte zurück, die nun wieder aktuell geworden ist. Die Ringvorlesung analysiert Begriff, Geschichte und Ausdrucksformen des Antisemitismus und lässt Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Gesellschaft zu Wort kommen, die historische Hintergründe, psychologische und rechtliche Dimensionen, ideologische und politische Erscheinungen sowie persönliche Erfahrungen vorstellen.

Die Ringvorlesung wird in Kooperation mit der Gamaraal Foundation veranstaltet (www.last-swiss-holocaust-survivors.ch).

Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen finden Sie im Veranstaltungsflyer.

 

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Ringvorlesung «Antisemitismus» der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien
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