Eine Facebook-Gruppe “Demo für Palästina in der Schweiz” mobilisiert für eine Kundgebung. In den Kommentaren erscheinen sowohl antisemitische wie muslimfeindliche Äusserungen. Die Schweizer Medien blenden jedoch die islamophoben Beiträge aus. Die Zeitung “20 Minuten” berichtet: “So schlagen User vor, dass man die Kundgebung am Freitag in das ‘Judenviertel’, also den Stadtkreis’ verlegen sollte. Dort könnte man ‘Scheissjuden’, die etwas gegen die Kundgebung hätten, ‘die Fresse polieren’. Ein anderer User schlägt vor, ‘jeden Zionist im Judenviertel zu steinigen.‘”. Die Gratiszeitung schreibt auch: “Die Kommentare, die Palästina-Sympathisanten auf den Seiten posteten, strotzen vor antisemitischen Äusserungen: “nur ein toter Jude ist ein guter Jude’, ‘die einzige Medizin gegen Juden war Adolf Hitler’, ‘wir müssen die Juden ausrotten’, ‘vergasen’, heisst es unter anderem.” Ein Teil dieser Einträge wird daraufhin gelöscht, entweder vom Gruppen-Administrator oder den Verfassern. Nicht gelöscht – und von den Medien nicht erwähnt – werden die muslimfeindliche Bemerkungen. So schreibt ein „E wie Evolution“, der behauptet aus Ostjerusalem zu stammen und in Nazareth zu wohnen: „Islam ist ein Satanskult, der verboten gehört!“. Er nimmt auch den bei Islamophoben beliebten Begriff „EUrabia“ auf, den die Autorin Bat Y’or geschaffen und die Journalistin Oriana Fallaci bekannt gemacht hatte. Missliebige will „E wie Evolution“ aus dem Land werfen. „Warum gehen die Mohammedaner nicht nach Saudi Arabien, wenn doch im Islam alles besser ist???“ Auch schreibt er: „Israel wurde von den Mohammedanern genau gleich überfallen und ausgeraubt, wie heute Westeuropa! Eine Welt ohne Islam wäre für viele Anders- und Ungläubige eine bessere Welt! Islam ist eine Kultur des Todes und Obombo ist der mohammedanische Antichrist!“ Und eine „Crista Wenger“ behauptet: „In islamischen Ländern werden (…) ‚kleine Mädchen’ täglich vergewaltigt, verheiratet und diskriminiert!!!“ Und ein Ross Welsh: „Islam heisst nicht Frieden. islam ist Gewalt, Intoleranz, Rassismus, Sklaverei und Paedophilie.“ (sic!) Der fleissigste Schreiber in dieser Facebook-Gruppe ist ein „Aaron Stern“, angeblich aus Bern, als Profilbild setzt er Ende Juli ein Signet der Israelischen Armee. Er ist seit dem 14. Juli auf Facebook eingetragen, und wird aus dem Stand zum berufstätigen Kommentator. Er beleidigt Leute, die ihm widersprechen. Er schreibt: von den “Anhänger des kriegstreiberischen und pädophilen Islamerfinder Mohamed”. Er behauptet: Araber würden “noch immer in der Steinzeit” leben. Er bezeichnet geschichtsklitternd die Palästinenser als “erfundenes Volk”. Er schreibt auch: „Wie friedlich der Islam ist, haben uns doch die letzten 20 Jahre wunderbar gezeigt. Sämtliche Terroranschläge und Überfälle wurden von Muslimen im Namen Allahs gemacht. Welcher Krieg der Christen wurde in den letzten 150 Jahren im Namen Gottes geführt.“

18.7.2014
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Ein Ausschnitt aus dem Flyer des Programms der Ringvorlesung. Darauf zu sehe ist das Logo der Universität Zürich sowie der Titel der Ringvorlesung: Antisemitismus.
05.09.2024

Ringvorlesung «Antisemitismus» der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien

Wann: Jeweils montags zwischen 18.15 bis 19.45 Uhr
Daten: 23.09./14.10./28.10/04.11/18.11./2.12./16.12.
Ort: Universität Zürich, Rämistrasse 71, Raum: KOH-B-10

Seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat der Begriff des Antisemitismus in öffentlichen Debatten wieder hörbar Eingang gefunden. Doch wird nicht nur mit Blick auf dieses Ereignis und seine Folgen über Antisemitismus diskutiert. Jüdische Menschen in der ganzen Welt sind seit dem Herbst 2023 vermehrt antisemitischen Anfeindungen in allen Formen ausgesetzt. Während Jüdinnen und Juden auf diese Weise unmittelbar von Antisemitismus betroffen sind, werden andere im öffentlichen Diskurs wiederum als antisemitisch bezeichnet, wenn sie beispielsweise eine «israelkritische» Stellung zur Lage in Nahost beziehen.

Antisemitismus ist kein neues Phänomen. Der Hass gegen jüdische Menschen blickt auf eine lange (Leidens-)Geschichte zurück, die nun wieder aktuell geworden ist. Die Ringvorlesung analysiert Begriff, Geschichte und Ausdrucksformen des Antisemitismus und lässt Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Gesellschaft zu Wort kommen, die historische Hintergründe, psychologische und rechtliche Dimensionen, ideologische und politische Erscheinungen sowie persönliche Erfahrungen vorstellen.

Die Ringvorlesung wird in Kooperation mit der Gamaraal Foundation veranstaltet (www.last-swiss-holocaust-survivors.ch).

Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen finden Sie im Veranstaltungsflyer.

 

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Ringvorlesung «Antisemitismus» der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien
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