Nachdem Tage zuvor ein Schwyzer Polizist einen Autofahrer – moldavischer Staatsangehörigkeit und verdächtigt des Autodiebstahls – erschossen hat, eröffnen die Untersuchungsbehörden ein Strafverfahren gegen den Polizisten. Die Tötung führt zu heftigen Reaktionen. Ein Mann stellt auf seinem Facebook-Konto einen Kommentar ins Netz, worin er zuerst die Polizei kritisiert, weil sie den Begleiter des Erschossenen vorerst nicht verhaften konnte. Anschliessend setzt er sich für den schiessenden Polizisten ein, der nun “sicher eine höhere Strafe erhalten werde als der kriminelle Ausländer”. Er regt damit weitere Kommentatoren an, die Metzgete, Jagd und den Einsatz einer Schrotflinte wünschen. Gemäss dem “Boten der Innerschweiz” kritisiert ein Schreiber, dass es es “Vollidioten seien, welche Ausländer lieber im Gefängnis durchfüttern”. Ein anderer erklärt, dass es das Gescheiteste gewesen wäre, wenn man alle erschossen und verscharrt hätte. Eine Schreiberin schreibt von “Schweinekindern” (‘Süügoofä’), die man in ein Plumpsklo stecken und in ihr Land zurückbomben sollte. Auch Seppi Spiess, Präsident der SVP-Ortsgruppe Schwyz hinterlässt eine Notiz: Er habe „richtig Freude“ gehabt: „So müsste es sein. Niederschiessen, dann kostet diese Sauware nichts mehr.“ Tage später tritt Spiess von seinem Amt zurück und erklärt den Austritt aus der Partei. Mehrere der Facebook-Einträge verschwinden bald wieder vom Netz. Tage später veröffentlicht die SVP des Kantons Schwyz eine relativierende Medienmitteilung, in der sie die “unbedachte” Wortwohl Spiess’ kritisiert, doch diese als “Ausdruck” einer Wut gedeutet wird: “Der Wut nämlich, dass im attraktiven Einwanderungsland Schweiz kriminelle Ausländer mindestens gefühlsmässig mit Samthandschuhen angefasst werden”.

15.9.2012
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Ein Ausschnitt aus dem Flyer des Programms der Ringvorlesung. Darauf zu sehe ist das Logo der Universität Zürich sowie der Titel der Ringvorlesung: Antisemitismus.
05.09.2024

Ringvorlesung «Antisemitismus» der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien

Wann: Jeweils montags zwischen 18.15 bis 19.45 Uhr
Daten: 23.09./14.10./28.10/04.11/18.11./2.12./16.12.
Ort: Universität Zürich, Rämistrasse 71, Raum: KOH-B-10

Seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat der Begriff des Antisemitismus in öffentlichen Debatten wieder hörbar Eingang gefunden. Doch wird nicht nur mit Blick auf dieses Ereignis und seine Folgen über Antisemitismus diskutiert. Jüdische Menschen in der ganzen Welt sind seit dem Herbst 2023 vermehrt antisemitischen Anfeindungen in allen Formen ausgesetzt. Während Jüdinnen und Juden auf diese Weise unmittelbar von Antisemitismus betroffen sind, werden andere im öffentlichen Diskurs wiederum als antisemitisch bezeichnet, wenn sie beispielsweise eine «israelkritische» Stellung zur Lage in Nahost beziehen.

Antisemitismus ist kein neues Phänomen. Der Hass gegen jüdische Menschen blickt auf eine lange (Leidens-)Geschichte zurück, die nun wieder aktuell geworden ist. Die Ringvorlesung analysiert Begriff, Geschichte und Ausdrucksformen des Antisemitismus und lässt Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Gesellschaft zu Wort kommen, die historische Hintergründe, psychologische und rechtliche Dimensionen, ideologische und politische Erscheinungen sowie persönliche Erfahrungen vorstellen.

Die Ringvorlesung wird in Kooperation mit der Gamaraal Foundation veranstaltet (www.last-swiss-holocaust-survivors.ch).

Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen finden Sie im Veranstaltungsflyer.

 

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Ringvorlesung «Antisemitismus» der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien
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