Die Gratiszeitung “20 Minuten” berichtet über die Semesterarbeit eines Architekturstudenten, der ein Haus mit dem Grundriss eines Hakenkreuzes entworfen hatte. Ein Redaktor befrägt – ausser einem Vertreter der Hochschule – zwei Exponenten der jüdischen Gemeinschaft. Die beiden Befragten erachten den Entwurf als “unsensibel”. Die Gratiszeitung titelt daraufhin “Hakenkreuz-Haus verärgert Juden”. Im Forum erscheinen daraufhin rund hundert Einträge, die meisten eindeutig antisemitisch oder zumindest mit antisemitischem Unterton. Häufig der Verweis, “Juden” sollten “die Vergangenheit” endlich ruhen lassen und es sei ja bekannt, dass das Hakenkreuz in einigen asiatischen Kulturen ein Zeichen für Glück sei. Viele ziehen Vergleiche mit den Auseinandersetzungen in Palästina und dem Nahen Osten, als ob Schweizer Juden auch für die israelische Politik verantwortlich wären. Ein “Sven L.” beispielsweise schafft es, gleich mehrere Themen in einem Erguss unterzubringen: “Die Juden sollen endlich auch mal Toleranz zeigen! Ist ihr ruepelhafte Benehmen in der arabischen Welt, in die sie nicht hingehoeren, die Rache dafuer, dass sie frueher mal etwas unten durch mussten? Der Holocaust Bonus ist laengst abgelaufen!” (Orthografie gemäss Vorschlägen Sven L.). Die “20 Minuten”-Redaktion sieht aber keinen Grund für Selbstkritik, im Gegenteil: Am folgenden Tag lobt sie sich und titelt: “Unterstützung für Hakenkreuz-Haus”, für den “Unmut” von Schweizer Juden hätten “viele Leser kein Verständnis”.

1.2.2011
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Wurden Sie Zeug:innen eines rassistischen oder antisemitischen Vorfalls oder wurden Sie selbst rassistisch oder antisemitisch beleidigt oder angegriffen?

Ein Ausschnitt aus dem Flyer des Programms der Ringvorlesung. Darauf zu sehe ist das Logo der Universität Zürich sowie der Titel der Ringvorlesung: Antisemitismus.
05.09.2024

Ringvorlesung «Antisemitismus» der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien

Wann: Jeweils montags zwischen 18.15 bis 19.45 Uhr
Daten: 23.09./14.10./28.10/04.11/18.11./2.12./16.12.
Ort: Universität Zürich, Rämistrasse 71, Raum: KOH-B-10

Seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat der Begriff des Antisemitismus in öffentlichen Debatten wieder hörbar Eingang gefunden. Doch wird nicht nur mit Blick auf dieses Ereignis und seine Folgen über Antisemitismus diskutiert. Jüdische Menschen in der ganzen Welt sind seit dem Herbst 2023 vermehrt antisemitischen Anfeindungen in allen Formen ausgesetzt. Während Jüdinnen und Juden auf diese Weise unmittelbar von Antisemitismus betroffen sind, werden andere im öffentlichen Diskurs wiederum als antisemitisch bezeichnet, wenn sie beispielsweise eine «israelkritische» Stellung zur Lage in Nahost beziehen.

Antisemitismus ist kein neues Phänomen. Der Hass gegen jüdische Menschen blickt auf eine lange (Leidens-)Geschichte zurück, die nun wieder aktuell geworden ist. Die Ringvorlesung analysiert Begriff, Geschichte und Ausdrucksformen des Antisemitismus und lässt Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Gesellschaft zu Wort kommen, die historische Hintergründe, psychologische und rechtliche Dimensionen, ideologische und politische Erscheinungen sowie persönliche Erfahrungen vorstellen.

Die Ringvorlesung wird in Kooperation mit der Gamaraal Foundation veranstaltet (www.last-swiss-holocaust-survivors.ch).

Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen finden Sie im Veranstaltungsflyer.

 

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Ringvorlesung «Antisemitismus» der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien
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