In einer Bar mit Hinterhof in der Basler Altstadt werden die entscheidenden letzten Fussballmeisterschaftsspiele am Fernsehen übertragen. Yves Kugelmann, Chefredaktor des jüdischen Wochenmagazins “Tachles” schildert später den Abend: ” Gejaule, Gesänge, etwa 20 Glatzköpfe und rund 100 weitere Anwesende, junge Frauen und Männer. «Sieg Heil»-Rufe, eine aufgeheizte Stimmung, verbale Gewalt, viel Alkohol. Und dann die Worte, die man im Jahre 2007 nicht mehr für möglich gehalten hätte: «Tod und Hass dem FCZ!», immer wieder dutzendfach das Lied «Eine U-Bahn bauen wir von Zürich nach Auschwitz». Immer wiederkehrend. 45 Minuten dröhnende Gesänge, aufbrausende Elemente, Mitreisser und Heissmacher. Zweite Halbzeit. Die Glatzköpfe sind ruhig. Vom Alkohol ermüdet und vom Resultat ermattet. Basel führt zwar 2:0, aber der FCZ hat gegen GC sein erstes Tor geschossen und wäre demnach Schweizer-Meister. «Eine U-Bahn bauen wir von Zürich nach Auschwitz.» Die Stimmung heizt sich auf, als der Schiedsrichter in Zürich in der 81. Minute einen Freistoss für GC nicht gibt. «Drecksjude», «Judensau», «Scheissjuden». Der disharmonische Kanon ist sich einig, und das Umfeld hört aufmerksam zu. Die Glatzköpfe kommen in Fahrt, der erste Stuhl fliegt, dann zerbrechen die Gläser, in der Altstadtgasse fliegt Glas durch die Luft. 90 Minuten sind gespielt. Nachspielzeit. Der FCZ schiesst sein zweites Tor. Viel Geschubse im Lokal, davor fliegen Flaschen, Feuerkörper leuchten, überall Rauch, die Glatzköpfe johlen, Gläser zerbrechen, Passanten werden angepöbelt. «GC ist einfach zu jüdisch». «Dieses Scheiss-GC ist einfach zu jüdisch». «Sieg Heil!». Die Glatzköpfe mit Anhang machen sich auf in die Innenstadt, Schlägereien sind angesagt. Ein Teil will sich nach Zürich aufmachen, die Truppe zieht brüllend, saufend von dannen: «Tod und Hass dem FCZ!», «GC ist einfach zu jüdisch!». Zumindest ein wenig Geschichtsironie für den Grasshoppers Club und Ernüchterung für die unbedarften Zuschauer.” Im Internet-Forum der FC Basel-Fans wird Kugelmann daraufhin heftig attackiert, vereinzelt auch mit antisemitischen Anspielungen. Ein Schreiber berichtet allerdings auch: “Nur so am Rande: Die “Juden Luzern” Rufe nerven mich seit jeher gewaltig. Ich will damit sicher nicht sagen, dass die, welche das (mit-)schreien Faschos seien. Aber es würde einigen wohl gut tun, ihr Handeln zu überdenken (war vor einigen Jahren das gleiche mit dem U-Bahn Lied…).” Mehrere Schreiber konkretisieren anschliessend diese Aussage.

24.5.2007
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01.10.2024

Veranstaltungshinweis: «Bist du sicher? Ein Jahr 7. Oktober: Stimmen der Resilienz und Zerrissenheit»

Besuchen Sie die Veranstaltung von feministisch*komplex mit Unterstützung von Tsüri.ch, Maison du Futur und der GRA unter dem Titel «Bist du sicher? Ein Jahr 7. Oktober: Stimmen der Resilienz und Zerrissenheit».

Kommenden Sonntag diskutiert GRA-Geschäftsleiter Philip Bessermann mit Laura Cazés (Herausgeberin von Sicher sind wir nicht geblieben), Do Graff (feministisch*komplex) und Anna Jikhareva (Wochenzeitung) unter der Gesprächsleitung von Simon Jacoby (Tsüri.ch).

Wann? 6. Oktober 2024 ab 16:30 Uhr

Wo? C.F.Meyer-Haus, Alte Landstrasse 170, 8802 Kilchberg

Programm? Moderierte Diskussion und Konzert von Chaibe Balagan

Es sind noch wenige Tickets vorhanden, die Sie hier erwerben können.

In den Worten von feministisch*komplex: «Unsere zweite Veranstaltung lädt euch dazu ein, in einem geschützten Rahmen Solidarität zu erleben und über unsere Verletzungen zu sprechen. Wir möchten einen Raum schaffen, der nicht für Kontroversen gedacht ist, sondern für Reflexion und Verarbeitung – besonders aus feministischer, jüdischer und queerer Perspektive.»

Wer möchte, kommt bereits um 14:45 Uhr zum Bürkliplatz für eine gemeinsame Schifffahrt nach Kilchberg, Abfahrt um 15 Uhr.

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Veranstaltungshinweis: «Bist du sicher? Ein Jahr 7. Oktober: Stimmen der Resilienz und Zerrissenheit»
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