Ein junges Elternpaar, das kurz vor Mitternacht zusammen mit dem siebenmonatigen Kleinkind mit dem Zug aus Deutschland einreist, wird von zwei Schweizer Zollbeamten zuerst beschimpft, dann geschlagen. Einer der Zöllner packt die Frau – eine seit langem in der Schweiz wohnhafte Ecuadorianerin – am Hals und wirft sie gegen das Fenster des Abteils. Dann zerrt er ihren Mann, einen Einwohner spanischer Herkunft, ins benachbarte Abteil, wirft ihn zu Boden und beschimpft ihn als “Scheissausländer” und “Arsch”. Sein Kollege schaut tatenlos zu. Erst später verlangt der Schläger vom Misshandelten den Ausweis. Gegenüber der “Basler Zeitung” (BaZ) bestätigt ein Geschäftsmann aus Berlin die Schilderung der Opfer: “Die beiden Zöllner waren sehr aggressiv in ihrem Dienst unterwegs und wollten offensichtlich provozieren.” Ende Juni 2002 verurteilt das Basler Strafgericht den Grenzpolizisten, der inzwischen aus dem Dienst ausgeschieden ist, wegen Amtsmissbrauch zu drei Monaten Gefängnis bedingt. Er wird auch noch wegen einer weiteren Anrempelei, die sich gegen einen Reisenden deutscher Herkunft richtete, verurteilt. Nach der Verurteilung des Polizisten kritisiert die BaZ in einem Kommentar die Medienarbeit des Polizei- und Militärdepartementes, insbesondere von dessen Informationsbeauftragten Klaus Mannhart: “Als die BaZ die Geschichte publizierte, drängte dieser nämlich sofort auf eine Berichtigung, ohne Rassismus und Gewalt gegen Ausländer mit nur einem Wort grundsätzlich zu verurteilen. Stattdessen verkündete er lauthals, dass “die Fakten nach unseren Recherchen doch etwas anders” lägen und bezweifelte sogar die Glaubwürdigkeit eines deutschen Augenzeugen, …”. Und weiter schreibt der Kommentator, dass weder Mannhart noch der zuständige Regierungsrat Jörg Schild Stellung genommen hätten: “Kein Wort des Bedauerns, keine Distanzierung von solchen so genannten Staatsvertretern, die ihre Macht missbrauchen und damit auch ihre Kolleginnen und Kollegen in Verruf bringen. Das Schweigen zeugt vom schlechten Gewissen, das hier einfach reingewaschen wurde, bevor der Fall überhaupt richtig untersucht worden ist.”

20.8.2001
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Ein Ausschnitt aus dem Flyer des Programms der Ringvorlesung. Darauf zu sehe ist das Logo der Universität Zürich sowie der Titel der Ringvorlesung: Antisemitismus.
05.09.2024

Ringvorlesung «Antisemitismus» der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien

Wann: Jeweils montags zwischen 18.15 bis 19.45 Uhr
Daten: 23.09./14.10./28.10/04.11/18.11./2.12./16.12.
Ort: Universität Zürich, Rämistrasse 71, Raum: KOH-B-10

Seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat der Begriff des Antisemitismus in öffentlichen Debatten wieder hörbar Eingang gefunden. Doch wird nicht nur mit Blick auf dieses Ereignis und seine Folgen über Antisemitismus diskutiert. Jüdische Menschen in der ganzen Welt sind seit dem Herbst 2023 vermehrt antisemitischen Anfeindungen in allen Formen ausgesetzt. Während Jüdinnen und Juden auf diese Weise unmittelbar von Antisemitismus betroffen sind, werden andere im öffentlichen Diskurs wiederum als antisemitisch bezeichnet, wenn sie beispielsweise eine «israelkritische» Stellung zur Lage in Nahost beziehen.

Antisemitismus ist kein neues Phänomen. Der Hass gegen jüdische Menschen blickt auf eine lange (Leidens-)Geschichte zurück, die nun wieder aktuell geworden ist. Die Ringvorlesung analysiert Begriff, Geschichte und Ausdrucksformen des Antisemitismus und lässt Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Gesellschaft zu Wort kommen, die historische Hintergründe, psychologische und rechtliche Dimensionen, ideologische und politische Erscheinungen sowie persönliche Erfahrungen vorstellen.

Die Ringvorlesung wird in Kooperation mit der Gamaraal Foundation veranstaltet (www.last-swiss-holocaust-survivors.ch).

Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen finden Sie im Veranstaltungsflyer.

 

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Ringvorlesung «Antisemitismus» der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien
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