In einem Rundschreiben der «Universalen Kirche» wird behauptet: «Ein bekannter polnischer Priester sagte: ‘Wegen ihrer satanischen Gier zettelten die Juden den Zweiten Weltkrieg an, genauso wie sie für den Beginn des Kommunismus verantwortlich waren.’ Es ist vollkommen wahr. Dieser gesegnete Kirchenmann sprach die absolute Wahrheit! » Weiter behauptet das antisemitische Elaborat, den Juden werde «in sehr jungen Jahren ein programmierter Beleidigungsmechanismus eingepflanzt». Ein Jude verbringe «den grössten Teil seines Lebens damit, nach beleidigenden Situationen zu suchen», um die eigene Selbstgerechtigkeit zu erhalten. Der Rundbrief wird erst Ende Oktober 1995 publik. Die Ausserrhoder Justizbehörden eröffnen daraufhin ein Strafverfahren wegen Widerhandlung gegen die Rassismus-Strafnorm und führen eine Hausdurchsuchung durch. Der «Universalen Kirche» werden in den folgenden Monaten Veranstaltungsräume in Bern, Solothurn, Basel und Thun verweigert. Ende März 1996 erhebt Felix Bänziger, Staatsanwalt von Appenzell-Ausserrhoden Anklage gegen ein führendes Sektenmitglied. Eine erste Gerichtsverhandlung scheitert Aanfang Juni 1996, da der Anwalt des Angeklagten nicht erscheint. In vielen LeserInnenbriefen verteidigen sich viele Mitglieder der «Universalen Kirche» gegen die Anschuldigungen. Einige Briefe sind eindeutig: «Das Antirassismus-Gesetz wurde dazu geschaffen, um die Wahrheit systematisch zu unterdrücken.» Mitte Juli 1996 verurteilt das Kantonsgericht Appenzell-Ausserrhoden Ernst-Reimer Peters wegen rassistischer Hetze zu vier Monaten Gefängnis bedingt auf drei Jahre und zu 5000 Franken Busse. Mitglieder der «Universalen Kirche», gekleidet in Mönchskutten, demonstrieren vor dem Gerichtsgebäude für den Angeklagten. In der persönlichen Befragung äussert sich dieser antisemitisch, so gibt er «den Juden» die Schuld am Ersten, am Zweiten und auch am Dritten Weltkrieg. Lenin sei jüdischer Abstammung gewesen. Reimers bezeichnet Zürich als «jüdische Enklave». Auch Hitler sei jüdischer Abstammung gewesen. Es gebe «gewisse Wahrheiten, die durchaus bekannt sind. Die man aber nicht mehr aussprechen darf. » Reimers appelliert gegen das Urteil, doch das Obergericht bestätigt die Verurteilung. Die Empörung über die antisemitischen Tiraden der Universalen Kirche hat Folgen für mehrere Exponenten der Sekte. Anfang Februar 1996 wird Christoph Greiner, Brienz, von seinen kommunalen politischen Ämtern suspendiert. Im Juli 1996 entlässt die Sulzer-Konzernleitung Roberto Boschi, einen Vizedirektor der Sulzermedica, da das Leitbild des Sulzer-Konzerns jegliche Diskriminierung verbiete. Im September 1996 wird bekannt, dass auch Jürg Iten, Rektor der Kantonsschule Zug, Mitglied der Universalen Kirche ist und auch an der Solidaritätskundgebung für Ernst-Reimer Peters teilgenommen hat. Er wird vom Regierungsrat seines Postens als Rektor enthoben, darf aber Lehrer bleiben. Daniel Schillig, Gemeinderat der Zuger Vorortsgemeinde Neuheim, ebenfalls langjähriges Mitglied der Universalen Kirche, tritt von seinem politischen Amt zurück, nachdem seine UK-Mitgliedschaft bekannt wurde. Ende Februar 1997 stellt das Zuger Obergericht das Aufsichtsverfahren gegen den Wirtschaftsanwalt Hans Rudolf Barth ein, obwohl Barth in einem Brief behauptet hatte: «Die der Universalen Kirche gegenüber erhobenen Vorwürfe sind meines Erachtens unbegründet». Mitte Juli 1996 verurteilt das Kantonsgericht Appenzell-Ausserrhoden Ernst-Reimer Peters wegen rassistischer Hetze zu vier Monaten Gefängnis bedingt auf drei Jahre und zu 5000 Franken Busse. Mitglieder der «Universalen Kirche», gekleidet in Mönchskutten, demonstrieren vor dem Gerichtsgebäude für den Angeklagten. In der persönlichen Befragung äussert sich dieser antisemitisch, so gibt er «den Juden» die Schuld am Ersten, am Zweiten und auch am Dritten Weltkrieg. Lenin sei jüdischer Abstammung gewesen. Reimers bezeichnet Zürich als «jüdische Enklave». Auch Hitler sei jüdischer Abstammung gewesen. Es gebe «gewisse Wahrheiten, die durchaus bekannt sind. Die man aber nicht mehr ausssprechen darf.» Reimers appelliert gegen das Urteil, doch das Obergericht bestätigt die Verurteilung. Die Empörung über die antisemitischen Tiraden der Universalen Kirche hat Folgen für mehrere Exponenten der Sekte. Anfang Februar 1996 wird Christoph Greiner, Brienz, von seinen kommunalen politischen Ämtern suspendiert. Im Juli 1996 entlässt die Sulzer-Konzernleitung Roberto Boschi, einen Vizedirektor der Sulzermedica, da das Leitbild des Sulzer-Konzerns jegliche Diskriminierung verbiete. Im September 1996 wird bekannt, dass auch Jürg Iten, Rektor der Kantonsschule Zug, Mitglied der Universalen Kirche ist und auch an der Solidaritätskundgebung für Ernst-Reimer Peters teilgenommen hat. Er wird vom Regierungsrat seines Postens als Rektor enthoben, darf aber Lehrer bleiben. Daniel Schillig, Gemeinderat der Zuger Vorortsgemeinde Neuheim, ebenfalls langjähriges Mitglied der Universalen Kirche, tritt von seinem politischen Amt zurück, nachdem seine UK-Mitgliedschaft bekannt wurde. Mitte Dezember 1995 bestätigt das Bundesgericht die Verurteilung Reimers. Ende Februar 1997 stellt das Zuger Obergericht das Aufsichtsverfahren gegen den Wirtschaftsanwalt Hans Rudolf Barth ein, obwohl Barth in einem Brief behauptet hatte: «Die der Universalen Kirche gegenüber erhobenen Vorwürfe sind meines Erachtens unbegründet».

1.7.1995
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Ein Ausschnitt aus dem Flyer des Programms der Ringvorlesung. Darauf zu sehe ist das Logo der Universität Zürich sowie der Titel der Ringvorlesung: Antisemitismus.
05.09.2024

Ringvorlesung «Antisemitismus» der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien

Wann: Jeweils montags zwischen 18.15 bis 19.45 Uhr
Daten: 23.09./14.10./28.10/04.11/18.11./2.12./16.12.
Ort: Universität Zürich, Rämistrasse 71, Raum: KOH-B-10

Seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat der Begriff des Antisemitismus in öffentlichen Debatten wieder hörbar Eingang gefunden. Doch wird nicht nur mit Blick auf dieses Ereignis und seine Folgen über Antisemitismus diskutiert. Jüdische Menschen in der ganzen Welt sind seit dem Herbst 2023 vermehrt antisemitischen Anfeindungen in allen Formen ausgesetzt. Während Jüdinnen und Juden auf diese Weise unmittelbar von Antisemitismus betroffen sind, werden andere im öffentlichen Diskurs wiederum als antisemitisch bezeichnet, wenn sie beispielsweise eine «israelkritische» Stellung zur Lage in Nahost beziehen.

Antisemitismus ist kein neues Phänomen. Der Hass gegen jüdische Menschen blickt auf eine lange (Leidens-)Geschichte zurück, die nun wieder aktuell geworden ist. Die Ringvorlesung analysiert Begriff, Geschichte und Ausdrucksformen des Antisemitismus und lässt Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Gesellschaft zu Wort kommen, die historische Hintergründe, psychologische und rechtliche Dimensionen, ideologische und politische Erscheinungen sowie persönliche Erfahrungen vorstellen.

Die Ringvorlesung wird in Kooperation mit der Gamaraal Foundation veranstaltet (www.last-swiss-holocaust-survivors.ch).

Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen finden Sie im Veranstaltungsflyer.

 

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