Das Zürcher Bezirksgericht spricht einen Journalisten frei, der im April 1993 den Holocaust-Leugner Andres J. Studer als «Nazi-Sympathisanten» und «Lügner» bezeichnet hat. Der Bezirksgerichtspräsident befindet, dass der Holocaust eine «gesicherte historische Wahrheit» sei. «Indem Studer versucht, den Völkermord zu negieren, versucht er, die Nazi-Ideologie und die Leute, die diese Ideologie vertreten, reinzuwaschen.» Studer legt Berufung ein. Anlässlich der Obergerichtsverhandlung im Frühjahr 1995 verstösst er massiv gegen die inzwischen in Kraft gesetzte Rassismus-Strafnorm. Das Obergericht spricht den Journalisten frei. Wenn Studer «die entscheidenden Naziverbrechen in Abrede stellt, muss er sich gefallen lassen, dass man ihn mit diesen Verbrechen in Verbindung bringt.» Ende April 1995 entscheidet das Zürcher Obergericht, gegen Studer ein Strafverfahren wegen Widerhandlung gegen die Rassismus-Strafnorm zu eröffnen. Ende Dezember 1997 beantragt der zuständige Bezirksanwalt eine Gefängnisstrafe von acht Monaten, bei Annahme verminderter Zurechnungsfähigkeit. Anfang März 1999 verurteilt das Zürcher Bezirksgericht den Holocaustleugner Studer in Abwesenheit zu vier Monaten Gefängnis bedingt. Studer, der sich mutmasslich in Portugal aufhält, lässt noch im Gerichtssaal durch seinen Pflichtverteidiger Berufung einreichen, obwohl er diesen als Rechtsvertreter abgelehnt hat. Ende September 2001 bestätigt das Zürcher Obergericht das erstinstanzliche Strafmass.

14.9.1994
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Ein Ausschnitt aus dem Flyer des Programms der Ringvorlesung. Darauf zu sehe ist das Logo der Universität Zürich sowie der Titel der Ringvorlesung: Antisemitismus.
05.09.2024

Ringvorlesung «Antisemitismus» der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien

Wann: Jeweils montags zwischen 18.15 bis 19.45 Uhr
Daten: 23.09./14.10./28.10/04.11/18.11./2.12./16.12.
Ort: Universität Zürich, Rämistrasse 71, Raum: KOH-B-10

Seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat der Begriff des Antisemitismus in öffentlichen Debatten wieder hörbar Eingang gefunden. Doch wird nicht nur mit Blick auf dieses Ereignis und seine Folgen über Antisemitismus diskutiert. Jüdische Menschen in der ganzen Welt sind seit dem Herbst 2023 vermehrt antisemitischen Anfeindungen in allen Formen ausgesetzt. Während Jüdinnen und Juden auf diese Weise unmittelbar von Antisemitismus betroffen sind, werden andere im öffentlichen Diskurs wiederum als antisemitisch bezeichnet, wenn sie beispielsweise eine «israelkritische» Stellung zur Lage in Nahost beziehen.

Antisemitismus ist kein neues Phänomen. Der Hass gegen jüdische Menschen blickt auf eine lange (Leidens-)Geschichte zurück, die nun wieder aktuell geworden ist. Die Ringvorlesung analysiert Begriff, Geschichte und Ausdrucksformen des Antisemitismus und lässt Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Gesellschaft zu Wort kommen, die historische Hintergründe, psychologische und rechtliche Dimensionen, ideologische und politische Erscheinungen sowie persönliche Erfahrungen vorstellen.

Die Ringvorlesung wird in Kooperation mit der Gamaraal Foundation veranstaltet (www.last-swiss-holocaust-survivors.ch).

Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen finden Sie im Veranstaltungsflyer.

 

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Ringvorlesung «Antisemitismus» der Sigi Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien
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